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■ BasketballAlba Berlin am Ziel aller Wünsche

Berlin (taz) – In der Tabelle der spanischen Liga rutscht der CB Cáceres immer weiter nach unten, und dies trotz des im Januar von den Atlanta Hawks geholten russischen Spielmachers Sergej Bazarewitsch, immerhin einer der besten Spieler des WM-Turniers in Toronto im vergangenen Sommer. Auf Rang 17 liegt das Team aus der kärglichen Extremadura derzeit, dafür rangiert es in Sachen Publikumsbegeisterung ganz oben. Die durchschnittliche Zuschauerauslastung der Halle wird in den offiziellen Statistiken mit 105 Prozent angegeben.

Bis vor kurzem waren die Bewohner der Stadt nahe der portugiesischen Grenze hauptsächlich stolz auf ihren wohlerhaltenen mittelalterlichen Stadtkern, der die Touristen nach Cáceres zog, in letzter Zeit ist der Basketball als weitere Quelle des Glücks in einer ansonsten nicht gerade von selbigem verwöhnten Region hinzugekommen. Binnen vier Jahren stieg der CB Cáceres von der dritten in die erste Liga auf, sorgte dort im letzten Jahr für Furore und qualifizierte sich für den Europapokal. Zwar nur für den Korac-Cup, einen Wettbewerb, der in Spanien, das allein drei Teams in die Europameisterschaft für Vereine entsandte, nicht sonderlich hoch angesehen ist, aber immerhin. Bürgermeister, lokale Unternehmen und die Landesregierung der Extremadura unterstützen den Verein finanziell, sonst wären solch kostspieliege Aktionen wie der Bazarewitsch-Transfer kaum möglich. Wer kein Geld hat, unterstützt den Klub moralisch.

So waren auch beim HalbfinalRückspiel im Korac-Cup gegen Alba Berlin trotz der deprimierenden 70:93-Hinspielniederlage 6.000 Menschen in der Halle, um ihr Team anzufeuern und am Ende auch die siegreichen Berliner mit Applaus zu verabschieden. Denn diesmal wurde es nichts mit einer Aufholjagd wie etwa im Viertelfinale gegen Triest. Zu stark waren die deutschen Gäste in der Abwehr, zu treffsicher in den entscheidenden Momenten. Zu Beginn erstickte Albas Teoman Alibegovic den Versuch der Spanier, ihren Gegner zu überrennen, praktisch im Alleingang – der Slowene holte die ersten zehn Punkte für sein Team, dann erwiesen sich die Spieler von Cáceres, das ohne den im Europacup nicht spielberechtigten Bazarewitsch antreten mußte, als zu wenig treffsicher und zu schwach im Rebound, um Albas Vorsprung aus dem Hinspiel auch nur annähernd wettmachen zu können. Auch der lange verletzte Nationalspieler Jordi Soler, der noch sichtlich gehandicapt war, konnte kaum etwas bewirken.

Zwar war die Wurfausbeute der Berliner nicht gerade großartig, das Spiel von zahlreichen Fehlwürfen geprägt, aber es reichte sogar zu einem 74:72-Erfolg gegen die Extremaduren, die bisher noch kein Heimspiel im Korac-Cup verloren hatten. Eine hervorragende Leistung auf Berliner Seite bot der 19jährige Ademola Okulaja, während Spielmacher Sascha Obradovic einen schwarzen Tag erwischte. Bester Werfer war Alibegovic mit 26 Punkten.

Mit dem Einzug ins Finale ist Alba Berlin am Ziel seiner kühnsten Wünsche, denn vom Gewinn des Cups hatte wohl zu Saisonbeginn niemand im Verein auch nur zu träumen gewagt. Endspielgegner ist am 8. März in Mailand und am 15. März in eigener Halle der italienische Vertreter Stefanel Milano, der sich gegen Pau-Orthez (Frankreich) durchsetzte. Der Stoff für neue Träume liegt bereit.Matti Lieske

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