Basketball Bundesliga: Alba verschenkt die Tabellenführung
Nach acht Siegen in Folge verliert Alba Berlin am zweiten Weihnachtsfeiertag zu Hause mit 82:86 gegen Göttingen. Der Bundesligist verpasst den Sprung auf Platz 1. Die gute Integration neuer Spieler aber lässt hoffen.
Große Freude wird bei den Basketballern von Alba Berlin über die Feiertage vermutlich nicht aufgekommen sein. Der Spielplan wollte es, dass man am zweiten Weihnachtsfeiertag in der Bundesliga antreten musste. Das hat es zuvor noch nie gegeben. Aber damit nicht genug. Zur Vorbereitung auf das Spiel gegen MEG Göttingen, musste auch noch jeweils an Heiligabend und am ersten Feiertag trainiert werden - sehr zum Unmut der Profis. "Das Menschliche wird dabei vergessen", klagte Albas Spielmacher Steffen Hamann. Vor allem den ausländischen Profis wurde so ein Fest in der Heimat verwehrt. Um die Familie sehen zu können, ließen einige wie Julius Jenkins deshalb die Angehörigen nach Berlin kommen.
Doch der Aufwand wurde nicht belohnt. Denn um den Frust komplett zu machen, ging das Spiel mit 82:86 (39:42) verloren. Vor 10.452 Zuschauern in der Arena am Ostbahnhof kassierte Alba nach zuletzt acht Ligasiegen in Folge nicht nur wieder eine Pleite, es war auch die erste Heimniederlage der Saison. "Gerade zu Hause sollte das eigentlich nicht passieren", sagt Geschäftsführer Marco Baldi. In der ausgeglichenen Liga ist es auswärts oft schwierig zu gewinnen, deshalb müssen die Heimspiele eigentlich gewonnen werden. Die Niederlage war aber verdient. In der Verteidigung nicht aggressiv genug, zu viele Unkonzentriertheiten und vor allem Schwächen im Rebound - das waren zu viele Mängel, um die starken Göttinger besiegen zu können.
"Unter den Körben haben wir das Spiel verloren", gestand Trainer Luka Pavicevic. Göttingen hatte gegen Alba bisher noch nie gewonnen. "Irgendwie dachte wohl jeder, das Spiel wird schon zu unseren Gunsten ausgehen", kritisierte Pavicevic. Ähnlich sah das Marco Baldi: "Viele glaubten, wir sind im Fluss, das läuft dann schon." Eine fatale Fehleinschätzung, denn den Rhythmus der letzten erfolgreichen Wochen konnte Alba zu keiner Zeit finden. "Wir liefen immer hinterher und haben nie die Ruhe gefunden", fuhr Baldi fort. Die Niederlage schmerzt, denn der Sprung auf Platz eins konnte nicht geschafft werden. Alba bleibt damit zweiter. Immerhin erlaubt der enge Spielplan schnelle Korrekturen. Schon am Mittwoch geht es nach Ludwigsburg, am Sonnabend kommt Paderborn. Auch an Silvester steht für die Spieler somit nur eine Feier auf Sparflamme an.
Ein Gutes haben die vielen Spiele am Stück aber. Sie helfen den beiden Neuen, Derrick Byars und Jurica Golemac, sich mehr und mehr mit dem Team einspielen zu können. Während sich Byars nach knapp vier Monaten schon ganz gut im Alba-System zurechtfindet, wirkte Golemac bei seinem Debüt im Berliner Trikot noch wie ein Fremdkörper. Der 32-jährige Slowene war kurzfristig von Europa-League-Sieger Panathinaikos Athen verpflichtet worden, nachdem überraschend der Vertrag mit dem erst im Sommer geholten Kenan Bajramovic aufgelöst wurde. Der als europäischer Topspieler angepriesene Flügelspieler war offensichtlich nicht bereit, sich dem Alba-Spielsystem anzupassen. Sowohl mit seiner Leistung als auch mit seiner Einstellung waren die Alba-Verantwortlichen nicht zufrieden. Deshalb glaubt Baldi auch, dass die Trennung eher Ruhe als Unruhe in die Mannschaft gebracht hat: "Wir sind hundertprozentig von der Entscheidung überzeugt", sagt der Geschäftsführer.
Sein Ersatz Golemac ist zwar erfahren, aber nicht vor Nervosität gefeit. Gegen Göttingen gelang ihm während seiner knapp neun Spielminuten so gut wie nichts. "Das ist natürlich auch der denkbar schlechteste Gegner, den man sich zur Premiere wünschen kann", sagt Baldi. Göttingen spielt sehr schnell und lässt Gegnern nur selten Ruhe.
Es wird noch einige Zeit dauern, bis Golemac vollends integriert sein wird. Die Überzeugung, dass er es schaffen wird, ist aber da. Das muss sie auch, denn einen zweiten Fall Bajramovic können sich die Alba-Verantwortlichen nicht erlauben.
Der Blick geht nach vorn. Marco Baldi hofft, dass die Niederlage gegen Göttingen ein Wachmacher zur rechten Zeit war. Vielleicht hatte es Alba zuletzt bei einigen Siegen zu leicht. Das Team hatte einen Lauf, doch der ist jetzt vorbei. "Trotzdem wird uns die Niederlage nicht umhauen", glaubt Baldi.
Aber eines ist klar. Baldi würde er künftig gern auf weihnachtliche Bundesligaspiele verzichten. Spieler und ihre Familien würden es danken.
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