"Basic Thinking"-Versteigerung bei Ebay: Blog ohne Blogger
Robert Basic hat keine Lust mehr auf sein Blog "Basic Thinking" und versteigert es bei Ebay. Aber was ist es ohne seinen Autor noch wert?
Bei Ebay steht bis Donnerstag um 19.50 Uhr ein Blog zum Verkauf, eines der erfolgreichsten Deutschlands. "Basic Thinking" steht an der Spitze der deutschen Bloggercharts, kein anderes Blog hierzulande ist besser verlinkt. Nach Angaben des bisherigen Betreibers Robert Basic spielt es über 37.000 Euro Werbeeinnahmen pro Jahr ein. Warum will er diese Goldgrube verkaufen?
Keine Lust mehr muss als Grund reichen. "Das Beständige ist nichts für mich", sagt Basic, schreibt von "Zeit für einen Luftwechsel" - und will sein altes Blog nun für ein Mindestgebot von 30.000 Euro loswerden. Und bekam bis zum Redaktionsschluss der taz immerhin über 25.000 Euro geboten.
Ein billiger PR-Gag, mosern viele Blogger. Möglich, schließlich war der krawallfreudige Basic immer gut für Stürme im Blogosphären-Wasserglas - und wirbt parallel schon eifrig für seine beiden neuen Blogs über Technik und Privates. Ausverkauf, nölen andere - wohl gerade, weil Basic nie mit seiner Meinung hinterm Berg gehalten hat, dass doch ruhig mehr Leute mit Bloggen Geld verdienen sollten.
Doch Basics Aktion wirft eine andere, wesentlich interessantere Frage auf - nämlich die nach dem Wert des Blogs ohne seinen Autor Robert Basic, der "Basic Thinking" im Alleingang drei Jahre lang betrieben hat. Mit seiner eigenwilligen Mischung aus Begeisterung für Technikschnickschnack, Web 2.0 und ein wenig persönlicher Nabelschau hat Basic sein Blog populär gemacht. Doch was hat ein Käufer von einem exzellent verlinkten Blog mit einer Stammleserschaft, die auf einen einzigen Autor fixiert ist?
Irrelevant, meint Basic, denn sein Blog sei viel bekannter als er als Person. "Wenn ein Profi das Blog übernimmt und es richtig macht, jagt er das Ding hoch - egal ob mit Stammlesern oder ohne. Geschissen drauf, was Robert Basic macht." Außerdem gebe es ja noch "Mama Google", die seinen Blog prominent in ihren Suchergebnissen platziert.
Christoph Bieber vom Zentrum für Medien und Interaktivität in Gießen sieht das anders. Er glaubt nicht, dass Basics Blog ohne Basic noch viel wert sein wird. Denn bei einem Ein-Mann-Blog stehe die Art und Weise, wie gebloggt wird, im Vordergrund. Von anderen weitergeführt, wäre ein Blog nur interessant, meint Bieber, wenn er journalistisch weiterentwickelt sei, verschiedene Strukturen und Formate ausgeprägt habe. Als Beispiel nennt er huffingtonpost.com, das einst als Ein-Personen-Blog begann und sich immer stärker journalistisch ausdifferenzierte.
Wunderlich ist auch, das eigene Weblog so öffentlichkeitswirksam bei Ebay an den Meistbietenden zu verticken. Sogar Basic selbst scheint um die Zukunft des Blogs, den er noch immer "sein Baby" nennt, zu bangen - und lässt sich per eingeschränkte Ebay-Auktion von den Bietern bestätigen, dass die Seite weder für Pornos noch für Poker oder "sehr spezielle Pharmaseiten" genutzt wird. Ein solcher Verkauf sei "eher eine Marketingsache", glaubt Netzforscher Bieber. Ein Vorwurf, gegen den sich Vielredner Basic wehrt, er habe einfach keine Lust gehabt, den Blog anderswo anzubieten: "Direktverhandlungen waren mir zu stressig, ich hatte keinen Bock auf dieses ganze Geschleime."
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