: Barbados–Premier Barrow gestorben
■ Karibikregion verliert mit seinem Tod einen „Anwalt der Unabhängigkeit“ / Barrow hatte US–Politik heftig kritisiert
Bridgetown (ips) - Nach dem überraschenden Tod des Premierministers von Barbados, Errol Barrow, ist am Montag abend desen bisheriger Stellvertreter Erskine Sandiford zum Regierungschef des karibischen Inselstaates vereidigt worden. Die Nachricht vom Tod des 66jährigen Politikers hat unter den 250.000 Einwohnern der Insel Bestürzung ausgelöst. Bei den Wahlen vom 28. Mai vergangenen Jahres hatte Barrows Demokratische Labour Partei (DLP) 24 von 27 Parlamentssitzen errungen und damit die konservative Barbados Labour Partei (BLP) unter dem damaligen Premier Bernard St. John besiegt. Mit dem Namen des Anwalts Barrow verbindet sich in der Region der Kampf um die Unabhängigkeit der karibischen Insel– und Festlandstaaten von der britischen Kolonialherrschaft. 1966 führte Barrow Barbados in die Unabhängigkeit und stand bis zu seiner Abwahl 1976 an der Spitze des Commonwealthstaates. Die Wiederwahl Barrows 1986 hatte unter sozialdemokratisch orientierten Politikern in der Region, allen voran bei der Opposition unter Ex–Premier Michael Manley in Jamaika, Hoffnungen auf eine Wende eines seit Jahren anhaltenden konservativen Trends unter den Inselstaaten geweckt. Mut zum Widerspruch bewies der damalige Oppositionschef 1983, als er sich gegen die Rolle seines Landes bei der Invasion der Vereinigten Staaten und karibischer Verbündeter in Grenada aussprach. Der Flughafen von Bridgetown, der Hauptstadt Barbados, war die Ausgangsbasis der Luftoperationen. Heftige Kritik an der Rolle der USA hatte Barrow noch jüngst geäußert. Washington mißachte kulturelle Identität und demokratische Tradition der karibischen Inselstaaten und betrachte die Karibik als Hinterhof des eigenen Machtbereichs.
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