: Bandagierte Ohren und verschwitzte Häscher
■ Berliner Rugby Club - St. Pauli 40:12 (22:6) / Berliner gewannen verdient / Gebißschutz fürs ungetrübte Sigerlächeln
Knackende Knochen, verbeulte Köpfe und jede Menge Schrammen und blaue Flecken; so stellt man sich das Ergebnis eines Rugby-Spiels vor. Weit gefehlt. Mit 40:12 (22:6) schickte der Berliner Rugby Club den Gast aus St.Pauli unversehrt zurück in die Hansastadt. Die 60 zuschauenden Freunde, Bekannten und Familienangehörigen hatten Grund zum Strahlen. Mit diesem Sieg festigten die Berliner den ditten Platz in der Bundesliga Gruppe Nord, während St. Pauli mit 0:14 Punkten die von zu Hause gewohnte rote Laterne weiter behalten durfte.
Viel Mühe hatte der BRC bei diesem Sieg nicht: Den Gästen fehlte es am koordinierten Zusammenspiel. Am auffälligsten war noch der Ex-Berliner Röthig, doch auch ihn konnten die BRCer immer rechtzeitig umsäbeln oder zu Boden zerren.
Geschickter waren da die Berliner Stürmer. Haken schlagend, wetzte Catsburg durch die Hamburger Abwehr, die ihn meist nur in Form eines Römerhaufens stoppen konnte, eine beliebte Spielvariante beim Rugby, so auch gestern. Wenn der Gehetzte zu Fall gebracht wurde, dürfen die Häscher, verschwitzt, mit schmutzigen Trikots und sauberer Gesinnung, das Opfer unter sich begraben, während das begehrte Lederei schon längst weitergespielt wurde.
BRC und St.Pauli zeigten noch andere Varianten, die den Verdacht aufkommen ließen, einige Fußballer seien in der falschen Sportart gelandet. Blindes Ballgetrete nach vorn, geschicktes Abspiel nur nach hinten oder der meterweit über die Latte eiernde Torschuß sind beim Rugby Pflicht, einige Spieler übertrieben es und setzten den Ball über den Zaun, was einige Male zu kurzen Unterbrechungen führte.
Auch in den nach Fouls oder Spielunterbrechungen ausgeführten „Gedrängen“ zeigten die Berliner eine größere mannschaftliche Geschlossenheit. Phantasievoll und ungewöhnlich ineinander verklammert drückten sie immer wieder den Hamburger Haufen beiseite und eroberten sich den Ball. Dabei kam es in der Schlußphase trotz des klaren Spielstandes und eindeutiger Regelvorschriften zum Schutze der Gesundheit zu nicht besonders netten Rangeleien und beinahe zu einem Boxkampf.
Ansonsten benahmen sich die 30 Spieler anständig, gemäß den Vorgaben des Amateur-Rugby Verbandes, nach denen zwar hart gekämpft werden darf, der Gegner aber nie -wie bei den Profis oder beim Football - vorsätzlich verletzt werden darf. Deswegen verzichten die Rugby-Spieler auch auf Schutzhelme oder Körperpolster, nur die Stürmer bandagieren ihre Ohren fest an den Kopf, damit sie im Gedränge nicht abreißen, und tragen einen Gebißschutz fürs ungetrübte Siegerlächeln.
Schmierkik
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