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Baltikum: Kein Kompromiß

■ Die Sowjetunion bleibt bei ihren Forderungen

Moskau/Vilnius (dpa/afp/ap) - Am Wochenende zeigte sich nach einer vorübergehenden Phase scheinbarer Entspannung erneut die Unvereinbarkeit der Standpunkte zwischen der Sowjetunion und den um ihre Unabhängigkeit kämpfenden baltischen Staaten. Die litauische Ministerpräsidentin Kazimiera Prunskiene lehnte vor dem Parlament in Vilnius ein weiteres Mal ab, die Unabhängigkeitserklärung ihres Landes vorübergehend auszusetzen und der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow erklärte ein vom estländischen Parlament verabschiedetes Gesetz über eine provisorische Verwaltungsordnung dieser Republik per Dekret für illegal.

Vor dem Parlamentsgebäude in Vilnius hielten am Wochenende rund 10.000 Befürworter der Unabhängigkeit Wache, um ihren Gegnern den Zugang zu versperren. In Lettland und Estland hatten Unabhängigkeitsgegner schon in der vergangenen Woche versucht, Regierungsgebäude zu stürmen.

Zur Eröffnung einer Sondersitzung des litauischen Parlaments sagte Frau Prunskiene am Samstag, eine Aussetzung der Unabhängigkeitserklärung wäre zu riskant. Sie bedeute faktisch, daß sich Litauen wieder Moskau unterstelle, obwohl unklar sei, ob ein solcher Schritt den sowjetischen Gesetzen in Litauen wieder Gültigkeit verschaffe. Das Parlament debattierte über mögliche Kompromißlösungen.

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