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Bald wieder Banken fürs Volk

Ost-Berlin (dpa/vwd) - Die Banken in der DDR befürchten einen Personalnotstand. Schon bald wird ein Konkurrenzkampf um die wenigen Bankfachleute in der DDR zwischen den westdeutschen Großbanken sowie den Spar- und Genossenschaftskassen entbrennen. Diese Ansicht vertrat der Direktor des Verbandes der Genossenschaftskassen für Handwerk und Gewerbe in der DDR, Hans-Jürgen Blüher, am Donnerstag in Ost-Berlin auf einer gemeinsamen Pressekonferenz seines Verbandes mit dem Dachverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR).

Derzeit arbeiteten im gesamten Bankgewerbe der DDR nur 40.000 Männer und Frauen, in der Bundesrepublik seien es immerhin über 620.000. Unter dem alten Namen „Volksbanken“ werden sich die Genossenschaftskassen bald wieder als Universalbanken ihren Kunden präsentieren. Neben dem Wettbewerb um die Kunden müßten sich so die Volksbanken auch auf dem Personalsektor gegen die bald in der DDR arbeitenden bundesdeutschen Großbanken durchsetzen müssen. Dazu setzen die DDR-Volksbanken auf die Hilfe ihrer westdeutschen Genossen. BVR-Präsident Wolfgang Grüger kündigte Maßnahmen an, die vom Personalbereich über Ausstattungen bis zum Aufbau eines elektronischen Datenverarbeitungssystems reicht. Knapp 60.000 Selbstständige und Freiberufler, darunter fast die Hälfte der 80.000 Handwerker in der DDR, zählten die Genossen zu ihren Kunden. Vor allem die Eigenkapitalausstattung der künfigen Universalbanken muß nach Ansicht der Verbandschefs verbessert werden. Während die bundesdeutschen Institute eine Eigenkapitalquote von vier bis sechs Prozent der Bilanzsumme auswiesen, liege der Wert in der DDR lediglich bei etwa zwei Prozent.

Der Volks- und Raiffeisenverbandschef Wolfgang Grüger lehnte auf derselben Pressekonferenz erneut die Umstellung der Löhne zum Kurs von 1:1 ab. Die Löhne müßten sich nach der Produktivität der Betriebe richten.

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