Bahn: Unklarheit über Tarifkompromiss
Die Lokführergewerkschaft droht mit neuen Streiks, falls die Bahn keine Zugeständnisse macht. Ein Angebot der Bahn wird für Montag erwartet.
BERLIN AFP/dpa/AP Im Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL zeichnete sich bis Sonntag Nachmittag keine Lösung ab. Das Unternehmen dementierte Medienberichte, wonach ein Kompromiss zur Beendigung der Auseinandersetzung bevorstehe. Der Spiegel hatte zuvor von einer bevorstehenden Einigung berichtet, wonach die GDL einen eigenen Tarifvertrag bekommen sollte, der aber zu 90 Prozent identisch mit den Verträgen der anderen beiden Bahn-Gewerkschaften Transnet und GDBA sei. "Die Deutsche Bahn AG weiß nichts von einer Einigung im Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer", widersprach gestern Bahn-Sprecher Oliver Schumacher.
Der GDL-Vorsitzende Manfred Schell äußerte die Erwartung, es könne auf Grundlage eines neuen Angebots der Bahn eine schnelle Einigung geben. Schumacher bestätigte, dass ein Angebot an die GDL erarbeitet werde, das heute der Gewerkschaft und der Öffentlichkeit vorgestellt werde. Allerdings betonte der Sprecher: "Die Tarifeinheit bei der Deutschen Bahn steht nicht zur Disposition."
Schell dagegen rechnet damit, dass die Bahn den Lokführern einen eigenständigen Tarifvertrag anbietet. "Wenn dann noch ein ordentliches Gehaltsplus dabei ist, lassen wir unsere Forderung nach 31 Prozent mehr Lohn sofort fallen", sagte er der Bild am Sonntag. Dann könne es eine schnelle Einigung geben - "ohne dass noch ein einziger Zug ausfallen muss". Zugleich drohte Schell aber mit der unbefristeten Fortsetzung des Arbeitskampfs, sollte Bahnchef Hartmut Mehdorn der GDL nicht entgegenkommen: "Stellt sich Mehdorn stur, werden wir länger streiken, als es dem Bahn-Vorstand lieb sein kann."
Nach dem ganztägigen Streik am Freitag rollten die Züge am Wochenende wieder normal. Nach Schätzung der GDL waren am Freitag 85 Prozent der Nahverkehrs- und Regionalzüge sowie S-Bahnen ausgefallen. Die Bahn teilte dagegen mit, nur ein Drittel der Züge im Nahverkehr sei ausgefallen. Zwei Drittel seien im Tagesschnitt gefahren, wobei es aber regional starke Unterschiede gegeben habe. Schwerpunkte der Streikaktionen waren Berlin, Hamburg, München, Stuttgart und Halle/Leipzig sowie Rostock. Wo es möglich war, bot die Bahn Ersatzverkehr mit Bussen an. Das befürchtete Chaos sei ausgeblieben. Ein Großteil der Kunden sei der Empfehlung gefolgt, auf andere Verkehrsmittel auszuweichen. In den Bahnhöfen seien 50 Prozent weniger Reisende verzeichnet worden als an normalen Freitagen. Der Fernverkehr, der nicht bestreikt werden durfte, lief laut Bahn nahezu störungsfrei.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!