Bahn vs. Flugzeug: „Der Mythos Billigflieger ist enttarnt“
Bahnfahren ist laut Verkehrsclub Deutschland auch grenzüberschreitend billiger als Fliegen. Und das, obwohl die Schiene steuerlich im Nachteil ist.
BERLIN taz | Wer sich über hohe Bahnpreise ärgert, seines ökologischen Gewissen wegen aber trotzdem nicht auf das vermeintlich billigere Flugzeug umsteigen will, wird sich freuen: Bahnfahren ist auf kürzeren Strecken im grenzüberschreitenden Verkehr meist günstiger als der Luftweg. Zu diesem Ergebnis kommt der Verkehrsclub Deutschland (VCD) in der am Mittwoch veröffentlichten Studie „VCD Bahntest 2013/2014“.
374 Preise auf 11 Strecken zwischen europäischen Metropolen hat der VCD verglichen, wie zum Beispiel für die Strecken Frankfurt-Basel oder Köln-Paris. Das Ergebnis: In 93 Prozent war die Bahnreise billiger als das Fliegen. Auch von der Reisezeit auf diesen Strecken brachte das Fliegen nach dieser Berechnung keinen großen Vorteil. „Die Ergebnisse haben in dieser Deutlichkeit auch mich überrascht“, sagte Michael Ziesak, Bundesvorsitzender des VCD. „Der Mythos Billigflieger ist damit enttarnt“.
Im Schnitt war der Flug doppelt so teuer wie die Bahn. Je später vor Reisebeginn sie buchen, desto mehr müssen Flugreisende im Vergleich zur Bahn draufzahlen. Auch auf innerdeutschen Strecken ist die Bahn fast immer preiswerter als das Flugzeug, so das Ergebnis des VCD-Bahntests von 2012.
Wären Bahn- und Flugverkehr steuerlich gleichgestellt, würde der Preisvorteil für die Schiene laut Ziesak sogar noch deutlicher ausfallen: „Der Flugverkehr ist von jeglicher Besteuerung des Flugbenzins befreit und bei Auslandsflügen wird keine Mehrwertsteuer erhoben. Insgesamt belaufen sich die Subventionen für das klimaschädlichste Verkehrsmittel somit auf nicht akzeptable 10,4 Milliarden Euro jährlich“, so der Bundesvorsitzende des VCD.
Dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, zeigt der internationale Vergleich: In 21 EU-Staaten entfällt nach VCD-Informationen für Bahnreisen keine Mehrwertsteuer. Nur in Kroatien zahlen Bahnreisende noch mehr Steuern auf ihr Ticket als in Deutschland.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei