: Bagdad hält Kosten des Krieges geheim
Bagdad (afp/ap) — Die Schäden, die der Irak während des Krieges davongetragen hat, sind bisher noch unübersehbar. Konkrete Angaben hält die Regierung unter Verschluß. Eine Schadensbilanz sei wegen des zusammengebrochenen Kommunikationssystems nicht möglich. Über die militärischen Verluste hat Bagdad eine totale Nachrichtensperre verhängt. Schätzungen der Saudis bewegen sich in Größenordnungen zwischen 60.000 und 100.000.
Nicht mehr zu verbergen sind die Schäden, die der Krieg der irakischen Wirtschaft zugefügt hat. So zerstörten die Bomberpiloten zahllose Brücken, Kraftwerke, Telekommunikationszentren und Straßen. Paralysiert ist auf jeden Fall die Ölproduktion des Iraks. Dennoch scheint sich das Leben im Land zu normalisieren. Die Menschen gehen trotz eines empfindlichen Mangels an Wasser, Energie und Nahrung wieder ihren Vorkriegstätigkeiten nach, das Geschäftsleben zumindest in Bagdad belebt sich von Tag zu Tag mehr.
Alliierte Untersuchungen auf dem Schlachtfeld haben den Militärs das Bild eines demoralisierten irakischen Heeres geliefert. Die vorher so gefürchteten irakischen Verteidigungslinien waren zudem weit weniger ausgedehnt, als ursprünglich angenommen wurde. In einigen Bereichen seien die Stellungen gar nicht von Soldaten besetzt gewesen. Zweifelhaft ist deshalb auch, ob tatsächlich rund 520.000 irakische Soldaten in Kuwait und im Südirak stationiert gewesen sind. US-Regierungsstellen haben inzwischen bestätigt, daß eine etwa 3.000 Mann umfassende US-Elitetruppe vor und während des Golfkrieges auf irakischem Territorium operiert hat. Kommandoeinheiten dieser Truppe seien bis zu 250 Kilometer tief auf irakisches Gebiet vorgedrungen. Die militärischen Aufgaben seien dabei Feindaufklärung, Spionage, Sabotage und die Rettung abgeschossener amerikanischer Piloten gewesen. Besonders erfolgreich seien die Soldaten, die auch von der Türkei aus eingesetzt wurden, bei dem Aufspüren mobiler irakischer Scud-Abschußrampen gewesen.
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