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Bärlis Herz gebrochen

Friedhof der Kuscheltiere in Wilhelmshaven

O weh, du brutale Pubertät, die du manchmal grausam zuschlägst, wenn sich die von dir gefangenen Pubertiere erbarmungslos gegen die treuen Freunde und Vertrauten, die engen Begleiter und Verbündeten der Kindheit wenden und die Zeit des Kuschelns und Schmusens abrupt und für immer vorbei ist und rein gar nichts mehr an die zurückliegenden sanft infantilen Jahre erinnern soll, vielmehr blitzartig alles abgeworfen wird, was gestern noch anschmiegsamer Lebensinhalt war. So geschehen in Wilhelmshaven, wo die Frühlings-Erwachen-Agentur AFP am Mittwoch eine „rabiate Aufräummethode“ meldete: „Junge wirft Stofftiere aus Dachfenster.“ Ein 13-Jähriger war zur pubertären Tat geschritten, als „zufällig vorbeifahrende Streifenbeamte“ die „fliegenden Kuscheltiere“ entdeckten und „der Sache auf den Grund gingen“. Nach einem „klärenden Gespräch“ habe der Jugendliche seine Stofftiere eigenhändig wieder von der Straße aufgesammelt. „Personen- oder Sachschäden“ seien nicht entstanden. Schaden genommen hat allein die unbeschwerte Kindheit, die nun auf dem Friedhof der Kuscheltiere landet – wie die ausgestoßenen Schmusis und Bärlis, denen das rabiate Wilhelmshavener Neupubertier sicher ihr ­flauschiges Stoffherz gebrochen hat. Pfui! Pfui! Pfui!

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