tagebuch einer vip-hostess (I) : Backstage mit den Promo-Babes
Wenn VIPs Austern anbaggern, ist keine Presse dabei. Aber ohne Servicepersonal geht es nicht. Das Tagebuch einer VIP-Hostess
Edel sieht sie aus, die riesige Zeltstadt rings um das Berliner Olympiastadium. Hinter den Kulissen, im Crew-Bereich, natürlich nicht: frau kann als eine von tausenden Hostessen im Adidas-Minikleid, im weißen Dress oder in rot-weißer Cola-Uniform nur hoffen, dass es die ganze WM lang nicht in Berlin regnen wird. Sonst wird die Wiese und der Sandacker zur Schlammkuhle.
Bei Stundenlöhnen zwischen 7 und 10 Euro brutto müssen wir unbezahlte Wartezeit einkalkulieren, unsere Kleidung selber kaufen (okay, das Adidas-Minikleid ist echt schick, steht aber nicht jederfrau) und dürfen teilweise acht Stunden lang nichts essen, trinken und sitzen.
Rauchen natürlich auch nicht, und die Event- und Promo-Agenturen, die sonst so auf Sterne-Küche setzen, gestehen uns, ihren Girls, ihrem Kapital, gerade mal zwei olle Weißbrot Sandwiches pro Pause zu. Dafür darf frau mit etwas Glück die Pause im Stadion verbringen.
Manches Promotiongirl kam trotz strengem Verbot mit Nagelfeile und CS-Gas durch die Kontrollen – zur Selbstverteidigung nach dem Spiel, man weiß nie.
Im „Hospitality-Bereich“ werden so genannte VIPs aus vielen exotischen Ländern vor und nach den Spielen entertaint, beköstigt und vor allem wird ihnen hemmungslos Alkohol kredenzt. War da was mit der Diskussion um alkoholarmes Bier in den Stadien? Die galt natürlich nur den Normalsterblichen, die sich ihre Tickets selber kaufen mussten. Die wichtigen Menschen sind ja so wichtig, dass sie es sich nicht leisten können, betrunkenen Quatsch im Stadium zu machen. Und, da sieht man wieder, wie einfach Männer sind: obwohl zig exklusive Spezialitäten gereicht wurden, lief Wurst- und Schinkenbrot am besten.
Sweet. Blöd nur, dass manche versuchen, sich die Hostessen anzulachen. Leider gehört es zum guten Stil von uns Promo-Babes, schlimme Anmachen als Komplimente zu nehmen. Im VIP-Bereich betrank sich eine irisch-britische Mitt-Fünfziger-Horde mit allem, was zu trinken war, und kiffte dann noch schweres süßes Zeug. Derartig außer Rand und Band, wollten die Gäste meinen Kolleginnen und mir klar machen, dass sie dachten, private Betreuung von uns mitgekauft zu haben, und nervten uns mit Fragen nach unseren Schamhaarfrisuren.
Da heißt es professionell freundlich bleiben! Wir schickten sie auf die Fanmeile, mit den Worten, dass sie uns ja alle Tage sehen würden (die Herren hatten das Berliner Sechs-Spiele-Paket gebucht) und die brasilianischen Bikini-Schönheiten auf der Fanmeile schon auf sie warten würden. Betrunken und bekifft, wie sie waren, zogen sie dann auch friedlich von dannen.
Was erwartet uns Backstage mit den trinkfesten Schweden und den lieblichen Paraguayern? Lesen Sie es hier!
Küsschen! Ihre Carretta van Bango
VIP-Hostessen-Blog auf www.taz.de