Baake über seinen Job für Hessen: "Ich werde kein Angestellter Kochs"
Der Chef der Deutschen Umwelthilfe berät ab heute den hessischen Ministerpräsidenten - und zweifelt am Nutzen.
taz: Herr Baake, der hessische Ministerpräsident Roland Koch wird Sie heute als Mitglied eines Expertenbeirats für seine Nachhaltigkeitsstrategie vorstellen. Viele glauben, mit seinem plötzlichen Umweltinteresse ziele Koch nur auf eine Koalition mit den Grünen. Lassen Sie sich parteipolitisch missbrauchen?
RAINER BAAKE, 53, war von 1991 bis 1998 Staatssekretär im hessischen Umweltministerium und anschließend bis 2005 in der rot-grünen Bundesregierung unter Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne). Heute leitet er die Deutsche Umwelthilfe.
Rainer Baake: Ich werde weder zum Angestellten von Roland Koch noch trete ich in die CDU ein. Ich arbeite als Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, also eines unabhängigen Umweltverbandes, ehrenamtlich in einem Beirat mit, der die Landesregierung in Fragen der Nachhaltigkeit beraten soll. Wenn mich eine Landesregierung um Rat in Energie- und Umweltfragen bittet, warum sollte ich ihn verweigern? Alle Fraktionen im Landtag wollen, dass die Regierung eine Nachhaltigkeitsstrategie für das Land entwickelt.
Ihre hessischen Parteifreunde wollen Roland Koch in einigen Wochen mithilfe von SPD und Linkspartei abwählen. Hat Ihr Landesvorsitzender Tarek Al-Wazir keine Argumente vorgebracht, die Sie von Ihrer Zusage abbringen könnten?
Er hat mir nicht abgeraten.
Als Staatssekretär haben Sie für Rot-Grün den Atomausstieg verhandelt. Für Koch und die CDU ist Kernenergie dagegen Öko-Energie. Sehen Sie da Spielraum für Lernprozesse?
Wenn ich mir die Atom- und Umweltpolitik der Regierung Koch in den letzten beiden Legislaturperioden anschaue, dann gibt es für fortschrittliche Ansätze in der Tat wenig Hoffnung. Andererseits ist diese Regierung bei der letzten Landtagswahl abgewählt worden. Daraus ergeben sich neue Chancen. Wer auch immer in Zukunft in Hessen die Regierung stellt: Mir ist wichtig, dass die Klima- und Energiepolitik ganz oben auf der Tagesordnung steht.
Hat Koch seit der Landtagswahl Fortschritte gemacht?
Es gibt die vor dem Landtag erklärte Bereitschaft, sich den erneuerbaren Energien zuzuwenden. Was daraus an praktischen Konsequenzen folgt, wird sich zeigen.
Als Exstaatssekretär des Landesministers Joschka Fischer kennen Sie sich in hessischer Umweltpolitik gut aus. Welche Dinge müsste Koch ganz schnell in Angriff nehmen?
Heute findet ein erstes Gespräch in der Staatskanzlei statt. Ich werde meine Vorschläge dort präsentieren und nicht vorher über die Presse verbreiten. Im Übrigen bin ich kein Parteienvertreter.
Was wird aus dem Nachhaltigkeitsrat, wenn Koch in einigen Wochen wirklich abgewählt wird?
Da alle Fraktionen eine Nachhaltigkeitsstrategie für Hessen wollen, vermute ich, dass es auch in Zukunft einen Beitrat geben wird, in welcher Zusammensetzung auch immer.
Andrea Ypsilanti hat sich von ihrem Schattenminister Hermann Scheer ein detailliertes Konzept für die Umweltpolitik entwerfen lassen. Was bleibt Ihnen zu tun im Schatten des Herrn Scheer?
Ich stehe in niemandes Schatten und dränge mich auch niemandem auf.
INTERVIEW: RALPH BOLLMANN
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