BVG ist abgebrannt: Warten, bis der Bus brennt
Die durch eine Brandserie aus dem Takt geratenen Busse fahren frühestens im Frühjahr wieder normal. Und der Senat gibt kein Geld für mehr Qualitätskontrollen.

Die sind zwar auch kaputt, aber nicht ausgebrannt: Busse in der BVG-Werkstatt Bild: dpa
Der ausgedünnte Busfahrplan der BVG wird noch bis Frühjahr bestehen bleiben. Das teilte die BVG-Chefin Evelyn Nikutta am Donnerstag mit. Ein Maßnahmenpaket aus Brandschutzanlagen für alle Busse, häufigere Werkstattkontrollen sowie einer "Task Force" sollen den Busverkehr wieder auf Zack bringen. Das könne bis zu 27 Millionen Euro kosten. Woher das Geld kommen soll, ist allerdings völlig unklar. Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) kündigte bei einer Werkstattbesichtigung an: "Zusätzliches Geld gibt es nicht. Solange die BVG Schulden macht, ist das S-Bahn-Geld kein zusätzliches Geld für die BVG."
Die Pannenserie fing damit an, dass in den vergangenen Wochen sieben Busse der neu angeschafften Citaro-Serie ausbrannten. Seit 2002 fingen damit insgesamt neun Busse Feuer. Daraufhin musste die BVG alle 91 Fahrzeuge der Baureihe außer Betrieb nehmen und sicherheitstechnisch nachrüsten. Zudem sollen nun auch alle anderen rund 1.300 Busse gründlich durchgecheckt werden.
Kurzfristige Fahrpläne
Aus diesem Grund könnte seit einigen Wochen auf rund 20 Buslinien nur ein ausgedünnter Fahrplan bedient werden, bedauerte Nikutta. Derzeit seien zwischen 1.000 und 1.100 aller Busse täglich im Einsatz. Bei Regelbetrieb seien es etwa 1.100. Wo und wann Busse ausfallen, könne immer nur kurzfristig im Internet angekündigt werden. "Wir entscheiden ad hoc, wenn wir nicht genügend Busse haben", so Nikutta.
Damit die BVG bis zum Frühjahr wieder zum normalen Busfahrplan zurückkehren könne, arbeiteten die Werkstätten auf Hochtouren, teilt Nikutta mit. Viele Mitarbeiter der BVG machten derzeit Überstunden. Zudem seien zusätzliche 20 Zeitarbeiter eingestellt worden, 30 weitere sollen noch hinzukommen.
Seit November würden die Busse nach dem Einsatz einer Sichtkontrolle unterzogen, das Untersuchungsintervall der ausführlichen Qualitätskontrollwartung soll von sechs auf vier Wochen verkürzt werden, so die BVG-Chefin. All dies ist teuer: Alleine die Brandlöschanlagen sollen acht bis neun Millionen Euro kosten. "Wir werden versuchen, die Kosten durch viele kleine Maßnahmen zu kompensieren", so Nikutta.
Der Finanzsenator, der im Aufsichtsrat der BVG ist, will für die Sanierung der Busflotte zwar kein Geld geben. Trotzdem stärkte er der BVG-Chefin den Rücken: "Die BVG hat sehr schnell gehandelt. Es war eine hervorragende Leistung." Im kommenden Jahr will der Aufsichtsrat Nußbaum zufolge über die Anschaffung neuer Busse diskutieren. Thema werde zudem die mögliche Rückgabe der Citaro-Busse an den Hersteller sein.
Leser*innenkommentare
Samuel
Gast
Was für schwachsinnige Antworten von der BVG. Wenn Mercedes keine funktionsfähigen Busse herstellen kann, die Busse nicht sicher einsetzbar sind, wird mit dem Hersteller verhandelt, werden sie an diesen zurückgegeben oder auf Herstellerkosten nachgebessert, wobei Ersatzfahrzeuge gestellt werden oder von der BVG bei einem anderen Hersteller gemietet oder geleast, deren Kosten der fehlerhafte Bushersteller übernimmt. Warum kriegt die BVG das nicht auf die Reihe, wofür wird das Management bezahlt?
Es kann nicht sein, dass man aufgrund täglich mehrfach hintereinander ausfallender Busse zu seinen Terminen zu spät kommt und ewig bei -10 Grad in Kälte, Matsch und Schnee steht. Das erwartet man in einem Entwicklungsland, jedoch nicht auf einer zentralen Nahverkehrslinie der deutschen Hauptstadt, wie dem 200er Bus!
Da die Unregelmäßigkeiten für den gesamten Winter angekündigt sind, wann gibt es für die täglichen Zumutungen hohe Entschädigungen?
Gerd
Gast
Wo ist das Problem? So müssen die Linksextremisten immerhin nicht mehr eingreifen.
Daniel
Gast
Gegenwehr? Wie rot soll man denn wählen, damit die Welt endlich besser wird? :D
Und ob die liberalen Grünen mit ihren Ausschreibungsplänen das soviel besser können, bezweifle ich ja stark.
Weinberg
Gast
Die Hartleibigkeit des Senats, keine zusätzlichen Mittel für Qualitätskontrollen bereitzustellen, wird erst ein Ende haben, wenn die ersten Fahrgäste in einem Bus „gegrillt“ oder „geröstet“ wurden. Ob dann aber die Verantwortlichen (inkl. des Herrn Finanzsenators Nußbaum) durch die Justiz zur Rechenschaft gezogen werden, ist mehr als fraglich. Bei der anstehenden Wahl bietet sich aber den BerlinerInnen Gelegenheit zur „Gefahrenabwehr“.
Fahrgast
Gast
Auf wechselnden Linien? Wohl kaum. Denn "merkwürdigerweise" fällt ein bestimmter Bus zu einer bestimmten Uhrzeit jeden Tag aus......Und das die Busse ausgewechselt oder überholt werden ist wohl auch kein Grund, Fahrgäste bei -5°C 40 Minuten im Schnee stehen zu lassen.
Die BVG ist einfach eine Servicewüste bei der man bei Beschwerden nur eine Standardantwort bekommt(auszuwechselnde Fahrzeuge), ewig samt Kleinkind(ern)in der Kälte frieren muss und mit dem Auto zehnmal schneller ist, trotz Wetter, Stau und Berufsverkehr....