piwik no script img

Archiv-Artikel

BVG-Fahrplan Pragmatisch, günstig, gut

„Berlin fährt besser“, schreibt die BVG ganz vorn auf ihre Werbebroschüre, in der sie den BerlinerInnen ihre Netzreform erklärt. Rein sprachlich ist dies eine überhebliche Formulierung, steht sie doch für eine „Berlin bin ich“-Mentalität, die in dem Verkehrsunternehmen weit verbreitet ist. Aber inhaltlich haben die BVG-Strategen Recht: Die BerlinerInnen fahren mit dem neuen Fahrplan tatsächlich besser.

KOMMENTAR VON ULRICH SCHULTE

Die Metrolinien-Einführung vor knapp eineinhalb Jahren provozierte heftige Kritik in der Stadt. Aber mit der jetzigen Reform ist den Verkehrsbetrieben ein Kunststück gelungen: Sie kürzt da, wo es kaum jemandem wehtut. Sie schafft mit kleinen Veränderungen große Verbesserungen. Und sie bringt dem hochverschuldeten Landesunternehmen mehr Einnahmen.

Den Frühverkehr am Wochenende zu Gunsten einer Anbindung der Bahnhöfe auszudünnen, ist nur vernünftig. Warme Luft durch die Stadt zu kutschieren, kann sich die BVG nicht leisten. Natürlich bleiben Busse in alle Richtungen nur ein Notbehelf. Sie sind aber eine pragmatische und vergleichsweise billige Lösung, nachdem viele Versuche einer besseren Anbindung bisher peinlich scheiterten. Die Straßenbahn in Richtung Prenzlauer Berg ist nur ein Beispiel. Nicht zuletzt muss die BVG ausbaden, dass die Bahn ihren Luxus-Hauptbahnhof in eine tote Ecke der Stadt gestellt hat.

Auch die Änderungen im Nachtverkehr sind gelungen. Sie scheinen minimal, haben aber einen großen Effekt: Denn sie vereinfachen ein System, das viele in die Verzweiflung getrieben hat. Jeder, der schon mal um zwei Uhr morgens auf der Suche nach einer Nachtbus-Haltestelle durch den Regen geirrt ist, wird das zu schätzen wissen. Und denkt vielleicht nicht mehr: Mit dem Taxi fährt’s sich besser.