BÜCHERKLAPPE GESUCHT : Weg damit!
Ich stehe in der Bibliothek, etwas gehetzt, und suche Lesestoff. Irgendwas Halblangweiliges soll’s sein, damit ich nicht zu angeregt bin und das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann; gleichzeitig braucht’s so viel Spannung, dass ich nicht total einschlafe beim Lesen, das wäre auch blöd. Ich schaue auf die Bücher im Regal, lese Titel und Namen … Da! Den kenn ich! Prima, denke ich, nehme ich mit, und das, ohne die ersten Seiten zu lesen wie sonst.
Zu Hause merke ich, dass das ein Fehler war. Ein riesiger Fehler. Habe ich mir den Namen des Autors deswegen gemerkt, weil er so schlecht schreibt? Zehn Seiten gebe ich ihm noch, aber je mehr ich lese, umso schlimmer wird es, so schlimm, dass ich glatt nur genau umgekehrt schreiben müsste, um mein eigenes Buch zum Bestseller zu machen. Soll ich?, überlege ich kurz und klappe schon den Laptop auf, aber dann plötzlich kriege ich Angst. Was, wenn es abfärbt?
Ich stehe auf, lege das Buch so weit von mir weg, wie es nur geht. Weit ist das nicht, meine Wohnung ist klein, aber immerhin liegt’s jetzt schon mal an der Tür. Wäre mir zwar lieber, wenn es das auf der anderen Seite täte, aber draußen regnet es gerade, so richtig, und meine Haftpflichtversicherung bezahlt das wohl nicht, ausgeliehene Bücher wegschwemmen zu lassen, bloß weil die mir nicht gefallen. Aber weg muss es jetzt, ganz dringend sogar!
Ich schwinge mich aufs Rad, Regen und alles, nur als ich bei der Bücherei einbiege, hat die schon zu. Ungläubig starre ich auf die Tür. Gibt’s hier keine Bücherklappe? Die ZLB, die hat so eine; rund um die Uhr wird man da Zeugs wieder los. Aber ’ne Stunde hin und zurück ist mir dann doch zu viel. Schreiben wollte ich heute, nicht radeln. Aber bevor ich schreibe, rufe ich vielleicht mal die Haftpflichtversicherung an. Die haben auch rund um die Uhr ein offenes Ohr; vielleicht lassen sie ja mit sich reden. JOEY JUSCHKA