BR sucht neuen Intendanten: Schwarz-Gelb-Fernsehen
Ulrich Wilhelm, Regierungssprecher in Berlin, wird allseits geschätzt. Jetzt gilt er als Nachfolger von Noch-BR-Intendant Thomas Gruber, und das hat dann doch ein Geschmäckle.
BERLIN taz | Von denen, die ihn besser kennen, wird Ulrich Wilhelm fast immer gelobt: Charme, Zuverlässigkeit, auch dass er „anständig“ sei, wird dem erfolgreichen Regierungssprecher der schwarz-gelben Rumpelkoalition medienübergreifend bescheinigt. Dass er, der Stoiber-Vertraute und bayerische Staatskanzlist, 2005 von Angela Merkel nach Berlin geholt wurde, sahen viele damals als klugen Schachzug der Strategin im Kanzlerkamt gegen den zaudernden Dann-doch-nicht-Superminister Edmund S.
Aber eigentlich geht es gar nicht um Ulrich Wilhelm, den Sympathen mit CSU-Parteibuch, der nun als Kandidat für die Intendanz beim Bayerischen Rundfunk (BR) gesetzt gilt. Natürlich würde er gut nach München passen. Wie CSU-nah die ARD-Anstalt tickt, dazu reicht ein Blick auf ihren Chefredakteur Sigmund Gottlieb oder ein bisschen Ahnenforschung bei BR-Kulturchefin Sabine Scharnagl, deren Vater einst das CSU-Parteiblatt Bayernkurier redigierte und die schwarzen Mehrheiten im ZDF-Fernsehrat organisierte.
Der amtierende Intendant Thomas Gruber will nun vorzeitig zum 1. 1. 2011 ausscheiden, auch, weil er „nach 30 Jahren beim Bayerischen Rundfunk (...) die Verantwortung in jüngere Hände legen“ möchte, wie Gruber am Mittwoch vergangener Woche überraschend seinen Bajuwaren wie dem Rest der Welt erklärte: „ Angesichts der großen Herausforderungen, die auf unser Haus in naher Zukunft zukommen, ist jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Generationswechsel“.
Vielleicht wäre Wilhlem, den es aus familiären Gründen wieder nach München zieht, unter anderen Umständen sogar ein höchst wünschenswerter Kandidat für den höchsten Job beim BR: Ein Parteiapparatschik ist er keinesfalls, und den Sender kennt der gelernte Journalist, den Stoiber 1991 aus der BR-Chefredaktion in die Staatskanzlei holte, ebenfalls.
Doch wenn fast übergangslos der Sprecher der Bundesregierung zum Intenanten einer ARD-Anstalt aufsteigt, wirft das mehr als eine Frage auf: Wo die mangelnde Staatsferne des ZDF demnächst in gleich zwei Verfahren das Bundesverfassungsgericht beschäftigen wird, wäre dies ein höchst ungeschicktes Signal des öffentlich-rechtlichen Systems – bei aller Sympathie für den Kandidaten.
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