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BMW und Vattenfall testen Elektro-MinisUmweltfreundlich nur mit Ökostrom

Die Bundesregierung will Elektromobilität fördern. Umweltschützer kritisieren diese Strategie: Mit Kohlestrom geladene Elektroautos seien nicht umweltfreundlich.

"Lediglich Pseudoklimaschutzprogramme" seien die Elektroautos, so Greenpeace-Verkehrsexperte Marc Specowius. Bild: dpa

Wenn aus einem normalen Kleinwagen ein Zweisitzer wird, kann der Elektroantrieb schuld sein. BMW stellte am Dienstag in der britischen Botschaft in Berlin sein Projekt Mini E vor, mit dem einige hundert Fahrzeuge in Großversuchen in Los Angeles, New York, London und Berlin getestet werden sollen. In Berlin werden 50 Elektro-Minis im Einsatz sein. Gefördert wird das Projekt, das die Alltagstauglichkeit der Elektroautos ermitteln soll, vom Bundesumweltministerium. Den Strom für den Elektro-Tank liefert der Energiekonzern Vattenfall, der öffentliche Ladesäulen in der deutschen Hauptstadt aufstellen wird.

Vom Gebrauchswert eines herkömmlichen Kleinwagens sind diese Elektro-Minis allerdings noch meilenweit entfernt: Auf die Rückbank wurde zugunsten der stattlichen Batterie verzichtet, es können also nur zwei Personen mitfahren. Der Kofferraum fasst nur 60 Liter, und mit einer voll geladenen Batterie kann man durchschnittlich 180 Kilometer fahren. Zweieinhalb Stunden dauert das Vollladen der Batterie. "Das sind genau zwei Stunden und 28 Minuten zu lang", raunte ein Besucher bei der Präsentation des Mini.

Für Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) ist das Projekt dennoch revolutionär. "Elektrofahrzeuge ermöglichen in Verbindung mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen eine klimaverträgliche Mobilität." Zudem könnten die Batterien geparkter Elektroautos als Pufferspeicher für die schwankenden Energieeinträge aus Windkraft- und Solarstromanlagen dienen. "Nur mit Ökostrom wird ein Elektroauto zum echten Nullemissionsfahrzeug." Dann emittiere ein Elektrofahrzeug nur 5 Gramm Kohlendioxid (CO2) pro Kilometer. Selbst beim derzeitigen Strommix würden Elektrofahrzeuge weniger CO2 austoßen als durchschnittliche Fahrzeuge mit fossilem Antrieb.

Nach Plänen der Bundesregierung, die Deutschland zum Leitmarkt für Elektromobilität ausbauen will, sollen bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straße unterwegs sein. Diese Fahrzeuge würden den Stromverbrauch insgesamt nur um 0,3 Prozent erhöhen, prognostiziert Gabriel. Und 10 Millionen Elektrofahrzeuge würden den Strombedarf um lediglich 5 Prozent steigern. Selbst dies lasse sich ohne einen zusätzlichen Neubau von Kraftwerken realisieren, so Gabriel. Allein die effiziente Nutzung der bisherigen Stromerzeugungskapazitäten würde dafür ausreichen.

Umweltschützer halten von der Elektomobilitätsstrategie der Bundesregierung wenig; sie fordern stattdessen eine Abrüstung herkömmlicher Fahrzeuge, die leichter, sparsamer und langsamer werden müssten. "Elektroautos mit schmutzigem Strom sind Klimaschweine", stand auf einem Transparent, mit dem Greenpeace vor der Berliner Kongresshalle am Alexanderplatz demonstrierte, in der die Strategiekonferenz Elektromobilität stattfindet. "Die jetzigen Elektrofeldversuche der Autoindustrie sind lediglich Pseudoklimaschutzprogramme, um ihr Image aufzupolieren", sagte Greenpeace-Verkehrsexperte Marc Specowius. Wer ernsthaft Klimaschutz betreiben wolle, dürfe nicht mit Konzernen wie Vattenfall oder RWE kooperieren. So emittiere der Mini mit Vattenfall-Strom, der zum Großteil aus Kohlekraftwerken stammt, 133,5 Gramm CO2 pro Kilometer. Der Elektro-Smart von Daimler habe mit RWE-Strom sogar einen höheren CO2-Ausstoß als mit Dieselmotor.

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8 Kommentare

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  • J
    JimBob

    Ich finde es einigermaßen befremdlich das in den deutschen Medien immer von den Umweltschützern gesprochen wird, die gegen das Elektroauto sind.

    Ich bin auch Umweltschützer und habe heute meine langjährige Förderung von Greenpeace eingestellt.

    Mir geht diese meist sehr undifferenzierte und unqualifizierte Mießmacherei gehörig auf die Nerven.

    Meine ausführliche Argumentation hier: http://www.utopia.de/blog/jimbobs-nachhaltiger-blog/greenpeace-forderung

  • BH
    Bernhard H. Johannes Wagner

    Hallo Andreas Walter,

     

    das Problem ist, dass insgesamt mehr Elektrizität gebraucht wird, wenn es mehr Elektrofahrzeuge gibt, und insgesamt daher mehr Strom erzeugt werden muss, daher Okostrom, welcher von E Cars angezapft würde, nicht mehr für den Rest verfügbar ist. Wenn ich also einen E Car direkt an einer Solaranlage oder einem Windrad auflade, ist genau diese Menge Elektrizität für den Rest des Netzes nicht mehr da.

     

    Die Erneuerbaren Energien sind zwar sowieso auszubauen, aber mit zusätzlichen E Cars sind sie noch umso mehr auszubauen.

     

    Das spricht im Übrigen auch dafür, dass auch Elektrofahrzeuge nach Energieverbrauch besteuert werden sollten (denn sogar falls ihr Strom nur aus Windrädern käme, sind diese doch auch eine gewisse Umweltbelastung (z.B. schon allein der Betonsockel, dazu einige wenn auch wenige Vögel, die in die Rotoren geraten u.s.w.), wenn auch eine viel geringere, als Kohlekraftwerke).

  • E
    emiliozapatista

    In meinem Kommentar 01.12.2008 18:00 Uhr wurde aus mir schleierhaften Gründen ein halber Satz und ein darin enthaltener Link herausgenommen. Hier wenigstens der Versuch den Link nochmal zu posten:

    http://www.greenpeace-berlin.de/themen/energie/aktuelles/aktuelles/artikel/vattenfall-verkohlt-die-verbraucher/index.html

     

     

     

    ***Anmerkung der Redaktion: Die Handhabung von Verweisen in den Kommentaren liegt hier im Forum immer im Ermessen der Moderatoren. In diesem Fall hatten Sie die Informationen des Links ja selbst noch einmal geschrieben. Aber hier ist er nun.

  • E
    emiliozapatista

    Im Artikel und im Kommentar von Ludwig Paul Häußner wird folgendes vergessen: Wenn durch E Cars der Strombedarf insgesamt steigt, muss auch insgesamt die durch Erneuerbare Energien erzeugte Menge steigen, sonst hilft es nämlich nichts, wenn speziell die E Cars mit EE Strom aufgeladen werden, denn der restliche Strombedarf kann dann umso weniger aus EE gedeckt werden.

     

    Daher ist Elektrizität aus EE noch viel massiver auszubauen, als bisher und das EEG ist dafür nicht ausreichend.

     

    also mit verschiedenen staatlichen Maßnahmen bis 2012 auf 2,5% (gemessen an der heutigen gesamten erzeugten Strommenge) den EE Stromanteil steigern und dann jährlich, bis mindestens 2022, jährlich um die selbe Menge (nicht in Prozent, sondern absolut, meint der Kommentator Bernhard Wagner dort vermutlich).

  • LP
    Ludwig Paul Häußner

    Ökobgabe erforderlich und deren Rückvergütung als Ökobonus. Der CO2-Ausstoß für eine Kilowattstunde lässt sich physikalisch präzise ermitteln. Deshalb ist zuerst die total veraltete Kfz-Steuer abzuschaffen (Einnahmevolumen ca. acht Milliarden Euro jährlich) und als C02- bzw. Ökoabgabe pro Liter Sprit umzulegen. Das wären derzeit ca. 15 Euro-Cent pro Liter.

     

    Die Einnahmen aus dieser Ökoabgabe werden am Jahresende über die persönliche Steueridentifikationsnummer pro BürgerIn rückvergütet. Das wären immerhin 100 Euro pro Kopf im Jahr. Dadurch könnten die BürgerInnen auch erleben, dass Ökoabgaben und Ökobonus funktionieren - und auch auf andere fossile Energieträger ausgeweitet werden können; sogar auf Atomstrom.

     

    Das würde bedeuten die Elektroautos sind mittelbar mit einer CO2-Abgabe belegt - es sei denn der Strom käme aus regenerativen Energien.

     

    Aus der ganzen Diskussion wird ersichtlich, dass es noch am einem ordnungspolitischen Rahmen fehlt, der 1. die CO2-Emmissionen durch Ökoabgaben begrenzt, 2. damit die ökonomisch effizientesten Wege ermöglicht und 3. die Einnahmen daraus pro BürgerIn rückvergütet.

     

    Mehr zu diesem Drei-Ebenen-Modell unter:

     

    http://www.iep.uni-karlsruhe.de/download/Klimawandel_als_Chance_fuer_Bewusstseinswandel_2007_12_14.pdf

     

     

    Ludwig Paul Häußner

    Interfakultatives Institut für Entrepreneurship

    Universität Karlsruhe (TH)

    www.iep.uni-karlsruhe.de

  • BW
    bernhard wagner

    Oft wird die Frage gestellt, woher denn so viel Ökostrom zu nehmen sei. Es wäre aber möglich, die Produktion von thermischen und photovoltaischen Solaranlagen könnte ab ca. 2010 alle 2 Jahre zu verdoppeln - mit Errichtung von Ausbildungs- und Produktionsanlagen (Fabriken), die jeweils so etwas wie Kopien der jeweils im Jahr zuvor bereits bestehenden sein könnten, nur an jeweils anderen Orten. Zugleich wären natürlich alle geeigneten Dächer schrittweise mit solchen Anlagen auszustatten (und auch dafür ebenfalls entsprechend Leute auszubilden).

     

    Das ginge natürlich nicht nur in Deutschland, sondern auch anderswo. Finanziell unterstützbar wäre es v.a. aus Ökosteuer (zusätzlich auch auf klimaschädlichen Stickstoffdünger aus der Landwirtschaft, sowie auf hohe Steuern auf Flugbenzin) und höherer Besteuerung hoher Einkommen u. Vermögen.

     

    Auch Energiespeicher wären auszubauen, und gerade auch Elektroautos können als solche dienen (v.a. Nachts).

  • E
    Erhard

    Greenpeace ist nicht gegen die Elektromobilität der Bundesregierung, sondern gegen die Verwendung des "unterirdischen" Stroms. Wenn "überirdischer" Strom verwendet wird, dann ist Elektromobilität in Ordnung. Mit Vattenfall ist aber leider ein Vertreter des "unterirdischen" Stroms im Boot, deshalb ist die Bmw Kooperation mit Vattenfall unglaubwürdig.

  • AW
    Andreas Walter

    Es gibt doch Ökostrom. Warum kritisierst du Elektrofahrzeuge in einem Atemzug mit herkömmlichen Kohlekraftwerken?