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Archiv-Artikel

BERNWARD JANZING ZUR INSOLVENZ VON WINDWÄRTS Bildung statt Regulierung

Im Sektor der Erneuerbaren mit vielen Bürgerbewegungen fehlt betriebswirtschaftliches Wissen

Innerhalb weniger Wochen haben zwei Windkraftunternehmen Insolvenz angemeldet. In manchen Punkten – Größe und Struktur etwa – sind sie sehr unterschiedlich, in zumindest einem Punkt aber sind sie vergleichbar, denn beide haben Windprojekte über Genussrechte finanziert. Das heißt, sie haben Anleger am Gewinn beteiligt und beide haben Privatanlegern satte Zinsen bezahlt. Das wurde ihnen nun zum Verhängnis; sieben oder acht Prozent, so belegen die Insolvenzanträge, ließen sich auf Dauer nicht erwirtschaften.

Doch die beiden Insolvenzen sind kein Zeichen dafür, dass Investitionen in erneuerbare Energien zu riskant sind. Sie sind vielmehr ein Beleg dafür, wie riskant hohe Zinsen sind. Doch schon stellt sich die Frage nach politischen Konsequenzen. Anlegerschützer sind jetzt natürlich zur Stelle und rufen reflexartig nach mehr Aufsicht. Die Bafin, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, brauche mehr Kompetenzen, der graue Kapitalmarkt mehr Regulierung. Im ersten Moment mag man geneigt sein, dem zu folgen. Doch sieht man genauer hin, sollte man innehalten mit dem Ruf nach noch mehr Regulierung.

Denn gerade im Sektor der erneuerbaren Energien, wo dezentrale Bürgerprojekte sehr beliebt sind, kann jede weitere bürokratische Hürde das Aus bedeuten. Schon heute suchen Bürgerunternehmen, wo immer möglich, den ganzen Bafin-Aufwand zu vermeiden. Sie meinen, ein Anleger, der ein Risiko kennt, sollte es auch eingehen dürfen. Aufgabe des Staates wäre es dann vor allem, dafür zu sorgen, dass die Bürger mündig entscheiden können.

Deswegen ist die sinnvollste Konsequenz aus den Genussrechts-Pleiten diese: Schon die Schulen müssen jungen Menschen endlich die ökologische und betriebswirtschaftliche Bildung mit auf den Weg geben, die sie im Alltag brauchen. Das wirkt zwar nicht von heute auf morgen, aber langfristig ist das der beste Schutz vor falschen Investments.

Wirtschaft + Umwelt SEITE 11