BERND PICKERT ÜBER DAS DRITTE TV-DUELL OBAMA – ROMNEY : Nabelschau einer Großmacht
Ja, Präsident Barack Obama hat diese letzte der drei Fernsehdebatten gegen seinen Herausforderer Mitt Romney gewonnen. Er war aggressiv und attackierte Romneys Positionswechsel. Romney schaffte es immerhin, halbwegs wie ein Oberkommandierender auszusehen, er brachte auch keine Länder oder Kriege durcheinander.
Was er allerdings nicht vermochte: Er konnte so gut wie keinen Punkt benennen, in dem er wirklich eine andere Außenpolitik verfolgen würde als Obama – nicht in puncto Iran, wo er schärfere Sanktionen forderte, an denen auch die derzeitige Regierung arbeitet, nicht in puncto Syrien, wo auch Romney keine direkte militärische Einmischung der USA wünscht.
Im Umkehrschluss bestätigt das allerdings alle Kritik an Obamas Außenpolitik der letzten vier Jahre: Sie ist verflixt konservativ. Obama hat zwar den öffentlichen Tonfall verändert, in der Substanz aber nicht viel.
Die außenpolitischen Debatten des US-Wahlkampfes sind für außenpolitisch interessierte Menschen in anderen Teilen der Welt ein einziges Desaster. Kein Kandidat tritt für Politikschritte ein, die man sich von den USA wünschen würde, ob das nun energischere Schritte gegen den Klimawandel wären oder ein neuer Anlauf zur Lösung des Nahostkonflikts.
Was also bleibt: Vereinigte Staaten, die ihre Weltmachtposition immer mehr nur aus ihrer militärischen Stärke beziehen, ihre eigenen ökonomischen Interessen vertreten und zur Lösung internationaler Probleme viel zu wenig beitragen, sofern sie sie nicht selbst schaffen.
Und das Gefühl, dass es immerhin noch besser ist, einen moderat konservativen Außenpolitiker Obama im Weißen Haus zu haben als den Republikaner Romney, mit dem die gesamte außenpolitische Clique aus Bush-Zeiten wieder an die Macht zurückkäme.
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