BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER GASTSPIELPLÄNE DER MUSICAL-COMPANY : Wunschkonzert in Samarkand
Thomas Blaeschke und die Bremer Musical Company haben nie für Hitler gespielt. Beim Internationalen Musikfest von Samarkand wollen sie aber unbedingt dabei sein, und vielleicht finden sie ja auch den einen oder anderen Titel aus dem deutschen Repertoire, „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“ etwa, oder „In einer Nacht im Mai“, die Tracklist des Musikfilms „Wunschkonzert“ an dessen Drehbuch Goebbels 1940 persönlich mitwirkte.
Denn das „Sharq Taronalari“ ist ein in Usbekistans touristischem Schaufenster angerichtetes Wunschkonzert des brutalen Diktators Islam Karimov: Wer Säuberungen, Pogrome und Folter zu verdecken hat, bedient sich gern einer Fassade unbeschwerter Harmonie. Die mitgestalten zu dürfen, nennen Blaeschke und Co eine „große Ehre“.
In Wahrheit ist sie viel zweifelhafter als die Geschäftsbeziehungen, die Bremen als Baumwollhandelsplatz mit dem Land unterhält. Denn die werfen wenigstens materiellen Gewinn ab – und legitimieren sich gern mit dem Hinweis, durch wirtschaftlichen Druck die Lebensbedingungen positiv zu beeinflussen.
Das muss man nicht glauben. Aber, wer, wie die Unterhaltungskünstler, das nötige Geld für den Trip zusammenschnorrt, kann sich nicht einmal dieses Feigenblatt umhängen. Ihr Motto lautet: Dabei sein ist alles. Ein schamloser Zynismus.