BEI DEN MTV AWARDS : Berlin, mach Krach!
Lisa ist extra wegen Jay-Z gekommen, sie hat sogar einen Block dabei und einen Filzstift, für nach der Show. Es könnte ja sein, dass sie Jay-Z noch erwischt, und dann wäre es blöd, wenn sie nichts dabeihat für ein Autogramm, sagt sie. Die 17-Jährige sitzt in der O2-Arena neben ihren Freundinnen, und als ihr Star dann endlich auf die Bühne kommt, ist es still in der Halle. Keiner bemerkt Jay-Z, auch Lisa nicht. Der Star steht noch im Dunkeln.
Die MTV Europe Music Awards haben eigene Gesetze, und die bestimmt der Sender. Showtime ist erst, wenn die Kameras es so wollen. „Ten seconds, and we’re live“, ruft ein Ansager in sein Mikrofon. Ein Fernsehsender schaltet sein Livepublikum an. „Five seconds! Berlin, make some noise!“
Jay-Z, 39 Jahre alt, schwarze Lederjacke, steht auf der Bühne und bewegt sich nicht. Er ist ja auch off air. Noch ein paar Sekunden, dann wird er sich verwandeln müssen. Mit den Schweinwerfern knipsen die Techniker auch Jay-Z an. Als die O2-Arena dann on air geht, setzen die Beats ein, Jay-Z springt und rappt. Und Lisa schreit jetzt lauthals: „Oh mein Gott, wie geil!“
Einen Auftritt, der mehr als vier Minuten dauert, hält MTV nicht aus. Jay-Z schafft es sogar noch schneller. Auch Tokio Hotel, Beyonce, Green Day und die Foo Fighters halten sich an diesem Abend an das Programm. Der Unterschied zwischen on und off air wird besonders deutlich, wenn die jeweiligen Liveauftritte zu Ende gehen. „Berlin, I love you!“, ruft Beyonce dem Publikum und den Kameras zu. Sie winkt, sie lässt sich feiern. Doch sobald die Kameras aufhören zu filmen, verlassen sie und ihre Tänzergruppe das Publikum, das sie gerade noch so geliebt hat, so emotions -und kommentarlos, als wäre sie gerade mit einem Soundcheck fertig geworden. Kein Winken und kein Goodbye. SASCHA CHAIMOWICZ