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Archiv-Artikel

BEÄNGSTIGEND FIX, ABER VIELLEICHT STOLPERN SIE JA ÜBER IHRE RIESENPIMMEL! In Jogi Löws Genetikseminar

ULI HANNEMANN

Im Fernsehen zeigen sie das Resultat der Gruppenauslosung für die kommende Fußball-WM: Deutschland spielt in einer Gruppe mit Serbien, Australien und Ghana.

Zum Gegner Ghana wird der Ex-Fußballnationalspieler Andreas Brehme befragt: „Die haben ein paar sehr schnelle Spieler. Man weiß ja, dass die ganz andere Gene haben.“ Hoppla. Der Mann kennt sich aus. Er hat noch alle Tassen nach Größe und Farbe sortiert und festgezurrt in seinen Schubladen aus braunem Eichenholz. Das mit den Genen klingt in der Tat ziemlich verdächtig. Irgendwie unerlaubt. Wie wollen wir, also das arme und stets ehrliche Deutschland, die denn schlagen mit ihrem Gendoping?

Ein geschundener Geist

Ehrlicherweise müsste Ghana also Gena heißen. Aber man kennt das ja: Rennen könnse wie ’ne Eins, die Burschen, aber sobald sie mal ein Wort richtig schreiben sollen, setzt alles aus. Von Kommasetzung möchte ich gar nicht erst reden, die muss bereits vor Urzeiten im Genpool ertrunken sein. Von wegen mens sana in corpore sano. Da stand ja wohl eher das US-System Pate, in dem eine Sportskanone auch mit einstelligem IQ studieren kann. Und nicht zuletzt kennt man es ja auch von Brehme selber. Ein geschundener Geist in einem gesunden Körper.

„Diese Genleute kann man bestimmt irgendwie austricksen“, denkt sich nun der gemeine Fußballfan, „zum Beispiel, indem man ausgehöhlte Melonen auf dem Platz verteilt.“ Ihm braucht keiner zu erzählen, wie es in Ghana wirklich aussieht – das weiß er schon von ganz alleine: Die Ghanaer verdienen ihren Lebensunterhalt mit Schnellreinigungen, sämtliche Städte sind durch Schnellstraßen miteinander verbunden, Energie wird mithilfe von Stromschnellen gewonnen, in Schnellrestaurants isst man im Schnellkochtopf gedünsteten Schnellfisch. Selbst alte Leute beschleunigen in zehn Sekunden von null auf hundert Kilometer. Wer soll um Himmels Willen gegen die gewinnen?

Über die Gene der Australier sagt Andy Brehme hingegen nichts. Was könnte er da auch berichten? Dass die Australier alle sehr langsam sind und ihre Erbinformationen durch die Samenbank von straffälligen Dosenbiertrinkern stammen? Das sagt Brehme nicht, weil: der Fußballsport muss sauber bleiben als Rettungsanker für Kinder und Jugendliche aus gesellschaftlichen Randsportarten. Das ist das Anliegen von Fußballpräsident Zwanziger und eine gemeinsame Kampagne von DFB, DSF und DSL. Wahrscheinlich aber weiß er bloß nichts über die Australier.

Nun, dem kann ich auf die Sprünge helfen. In Australien ist alles genau falsch herum, was die Hoffnung weckt, dass sie oft ins eigene Tor treffen. Überall hüpfen riesige Fellflumis herum, und der australische Trainer trötet wie ein Kind im Wald, dass Australier keine Angst haben. Wovor auch, verurteilt sind sie ja schon, das Wissen haben sie im Blut. Bevor Andreas Brehme auch noch die DNA des dritten Gruppengegners Serbien diffamiert, schalte ich den Fernseher aus. „Der Serbe ist grausam, listig und wettet gerne auf Fußballspiele, deren Ergebnisse er schon vorher kennt“ – das muss ich mir nicht anhören, ich kann es mir schon vorstellen.

Überragende Genetik

Leider habe ich den Fernseher am nächsten Tag dann doch wieder angemacht. Auch Bundestrainer Löw verheißt jetzt rassige Spiele und spricht von „überragender Genetik“ der Ghanaer, also von der überragenden Vererbungslehre der Ghanaer. Was er mit dem Satz tatsächlich sagen will: „Beängstigend fix, aber vielleicht stolpern sie ja dabei über ihre Riesenpimmel.“ Einmal bewährte biologische Konzepte werden in Deutschland nicht so schnell verworfen.