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Archiv-Artikel

BAYERNS BAUERNHÖFE OHNE GENTECHNIK: ÖSTERREICH MACHT’S VOR Sorgen um die falsche Schöpfung

Was ist los mit dem High-Tech-Standort Bayern? Die CSU-Fraktion im Münchner Landtag fordert vom aus Bayern stammenden Bundesverbraucherminister Seehofer einen rigideren Umgang mit genveränderten Pflanzen und Produkten. Dessen Gentechnik-Gesetz, das auch eine Haftung der Produzenten vorsieht, ist immer noch nicht beschlossen. Fast resigniert verweist Seehofer auf die ablehnende Lobby und die Verweigerungshaltung der Agrarindustrie.

Jetzt will Bayern sogar noch weiterreichende Vorschriften: mehr Transparenz im EU-Zulassungsverfahren, größere Abstandsflächen bei Testfeldern, genauere Gutachten zu Risiken und Nebenwirkungen und ebenfalls die Haftung nach dem Verursacherprinzip. Und das in einem Land, das viel Geld in seine international renommierten Biotech-Standorte Martinsried und Großhadern steckt. Aber im Freistaat kommt dem Verbraucher manchmal zugute, dass neben dem Labor auch die Heimat noch eine Rolle spielt.

Kleinteilig ist Bayerns Agrarstruktur. Anders als in Niedersachsen oder Ostdeutschland sind hier kaum agroindustrielle Betriebe zu finden. In aller Volkstümlichkeit stehen in bayerischen Höfen keine Angestellten, sondern echte Bauern im Stall. Sie sehen sich in einer viele Generationen langen Tradition, sind zumeist christlich geprägt, sorgen sich um die Schöpfung und deswegen über die Risiken und das schlechte Image von Genfood. Die vielen Kleinen sind in Bayern eine große Lobby.

Geschreckt hat viele – Bauern wie Abgeordnete – wohl auch die Konkurrenz mit dem angrenzenden Österreich. Mit dem Slogan „gentechnikfreies Land“ werben große bäuerliche Zusammenschlüsse im Alpenstaat, der sich mit viel Verve gegen liberale EU-Regeln wehrt und auch bei Touristen punktet. Urlaub auf dem Bauernhof ist toll, Urlaub auf dem naturbelassenen, gentechnikfreien noch viel mehr. Christlich geprägte Kleinbauern mit angehängten Gästezimmern und einem staatlichen Auftrag zum Erhalt der Kulturlandschaft sind dabei, eine Marktlücke zu finden. Manchmal haben eben auch die Bayern recht. MAX HÄGLER