Autoverleih ohne Rückgabe: Smart mieten und stehen lassen
Daimler startet ein Pilotprojekt zum niedrigschwelligen Mietauto: Kunden können sich überall Smarts leihen, und sie danach irgendwo stehen lassen. Der VCD ist trotzdem skeptisch.
BERLIN taz Potenzielle Autofahrer sollen künftig noch leichter ein Fahrzeug nutzen können - auch wenn sie kein eigenes Gefährt besitzen. Das will jedenfalls der Stuttgarter Autokonzern Daimler, der am Freitag in Ulm sein Pilotprojekt mit dem Namen Car2go startete. Das Auto zum Mitnehmen - genutzt werden Smart-Zweisitzer - funktioniert wie das Leihfahrradsystem der Deutschen Bahn AG: Die Fahrzeuge stehen im öffentlichen Straßenland und können von registrierten Nutzen jederzeit ausgeliehen werden. Nach dem Gebrauch stellt der Nutzer das Fahrzeug wieder einfach auf den nächsten freien Parkplatz, und der nächste kann kommen.
Für die erste Phase des Pilotprojekts stellt Daimler 50 Smarts in Ulm zur Verfügung, mitmachen dürfen zunächst nur Mitarbeiter des Konzerns. In der zweiten Phase des Projekts sollen im Frühjahr 2009 deutlich mehr Autos bereitgestellt werden; zudem sollen die Bewohner und Besucher der Stadt einbezogen werden. Eine Ausdehnung des Versuchs auf andere Städte ist derzeit noch nicht geplant.
Konkret funktioniert das Daimler-Projekt so: Bei der Anmeldung wird die Fahrerlaubnis des Kunden mit einem elektronischen Siegel versehen. Damit lässt sich das gewünschte Fahrzeug öffnen. Im Fahrzeug tippt er seine persönliche Kennzahl ein und fährt los. Abgerechnet wird nicht nach Kilometern, sondern nach Zeit. Eine Minute kostet 19 Cent - in dem Preis sind alle Nebenkosten wie Kraftstoff, Steuern und Versicherungen enthalten. Bei längerer Nutzung gibt es Rabatt - es gelten günstigere Stunden- oder Tagestarife. Aufnahmegebühren sind nicht erforderlich. Wer kein Fahrzeug findet, kann telefonisch nach dem nächsten freien Smart fragen und ihn reservieren.
Entwickelt wurde das Konzept vom Daimler-Fachbereich Business Innovation, der mögliche Absatzmärkte der Zukunft ausmachen und entsprechende Geschäftsmodelle kreieren soll. Derzeit leidet der Konzern unter Absatzschwäche. Mit dem Pilotprojekt will der Konzern zunächst Erfahrungen sammeln. "Wir analysieren die technische Umsetzung, das Servicekonzept und das Nutzungsverhalten der Probanden", sagt Projektleiter Robert Henrich.
Der alternative Verkehrsclub Deutschland (VCD) sieht das Projekt mit gemischten Gefühlen. "Grundsätzlich begrüßen wir alle Alternativen, die Menschen davon abhalten, sich ein eigenes Fahrzeug anzuschaffen", sagt VCD-Sprecher Daniel Kluge. Allerdings richte sich das Projekt an Menschen in Ballungsräumen, die kurze Strecken fahren wollen. "Das kann dazu verleiten, innerhalb der Stadt mit dem Auto zu fahren, anstatt das Fahrrad zu nutzen." Derzeit sei die Hälfte der mit dem Auto zurückgelegten Wege unter sechs Kilometer lang.
Leser*innenkommentare
Bark Wind
Gast
Wie schon 2. Kommentar am 25.10. wäre ich aus selben Gründen ebenfalls dringend für eine km Abrechnung, oder zumindest kombiniert denn wenn jmd. z.B. das Teil einen halben Tag behält vielleicht bei 'ner Tante für einen Besuch "kurz" abstellt, aber nur 2 km fährt, blockiert er/sie ja die Nutzung für andere, und das sollte natürlich auch vermieden werden, daher ist auch ein Zeitfaktor sinnvoll. Gegen "rasen" sollten sowieso schärfere Gesetze und Kontrollen erlassen werden, ebenfalls gg. hohen Energie/Sprit-Verbrauch.
Ihrtrisquinoline
Gast
Minutenabrechnung ist dumm. Foerdert rasen Und spritfressendes fahren. Besser zeit plus kilometer wie bei stadtmobil. Oder noch besser zeit plus spritmenge.
Frank
Gast
Wenn "in dem Preis [...] alle Nebenkosten wie Kraftstoff [...] enthalten" sind - was ist wenn der Tank leer ist?