Autofetisch : Männer verstehen sie
Wir stehen mit der Transe vor der Landkommune und versuchen, den Vergaser einzustellen. Schrauben, starten, noch mal schrauben. Es stinkt. Ein Nachbar kommt vorbei und fragt, wie alt das Auto ist. Vierzig Jahre, sagen wir. Er sagt, also so wie das klingt, würd ich mir mal den Zündverteiler anschauen. Lasst mich mal ran, sagt er. Wir sagen, na ja, nee, der ist neu, daran liegt es nicht. Er sagt, doch, da machste auf und siehst gleich alles. Wir sagen, kannst ja mal gucken, aber ist nicht so. Er holt ein Multifunktionstool aus der Hosentasche, obwohl wir alles Werkzeug da haben. Sein Oberkörper verschwindet in unserer Motorhaube. Klapp, knick, schraub, dann kommt er wieder raus. Ist ja alles ordentlich, sagt er. Ja, sagen wir, wie gesagt halt. Dann ruft uns Eva zum Essen. Es gibt Birnenklöße und wir machen Witze über Autofetisch bei Männern.
Abends fahren wir zurück nach Berlin, kurz nach Hause und dann wollen wir noch weiter zur Werkstatt. Wir tragen ein paar Kisten in die Wohnung, das Auto steht in der Einfahrt. Wir werden beobachtet von ein paar Typen vorm Pizzaladen. Als wir wieder loswollen, springt die Transe nicht an. Das hat sie manchmal, dann muss sie paar Minuten abkühlen. Wir setzen uns rein, gucken Nachrichten auf dem Handy. Einer der Pizzatypen grölt zu uns: „Ey, was hatter denn? Ihr seid doch viel zu jung zum Oldtimerfahren, lasst mich ma ran!“ Wir sagen, nee danke. Er kommt zur Fahrertür und sagt, wir sollen mal vorn aufmachen, er guckt sich den Zündverteiler an. Wir sagen nur, oh bitte, nee. Er lehnt sich in mein Fenster, er stinkt nach Suff und sagt: „Mäuschen, ick bin mit Autos aufjewachsen, ja? Du bist doch viel zu blond, um Ahnung zu haben.“ Ich sage, Alter verpiss dich von meinem Auto. Wir kurbeln die Scheiben hoch und fragen uns, ob die Transe irgendwelche komischen Sexualhormone versprüht. Dann springt sie wieder an. MARGARETE STOKOWSKI