Auto-Manager soll Bahn führen: Grüne und Linke gegen Grube
Die Entscheidung ist gefallen: Daimler-Vorstand Grube wird Bahn-Chef. Die Bundesregierung hat sich festgelegt, Gewerkschaften akzeptieren ihn wohl. Doch Bahn-Kritiker sind skeptisch.
Am Mittwoch waren es noch Gerüchte, am Donnerstag kam dann die Bestätigung: Die Bundesregierung hat sich für den bisherigen Daimler-Vorstand und EADS-Aufsichtsrat Rüdiger Grube als neuen Bahn-Chef entschieden. Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) schlug dem Aufsichtsrat den 57-jährigen Manager als Nachfolger von Hartmut Mehdorn vor, der wegen der Datenaffäre seinen Rücktritt angeboten hatte.
Grube sei ein "Spitzenmanager" und "exzellenter Fachmann", sagte Tiefensee. Sowohl Kanzlerin Angela Merkel (CDU) als auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hätten sich für Grube ausgesprochen. Er soll sowohl den Gesamtkonzern als auch die Verkehrssparte der Bahn leiten. Eine zwischenzeitig diskutierte Doppelspitze ist damit vom Tisch.
Die Gewerkschaften Transnet und GDBA, die die Hälfte der Mitglieder im Bahn-Aufsichtsrat stellen, reagierten zurückhaltend auf den Vorschlag, signalisierten aber Zustimmung. Er habe Grube erstmals am Mittwoch für 20 Minuten getroffen, berichtete der GBDA-Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel. Sein erster Eindruck: "Ich glaube, er könnte es können." Abschließend urteilen wollen die Gewerkschaften aber erst am Montag. Bis dahin soll es weitere Treffen geben. Als Bedingung für eine Zustimmung nannte der Transnet-Vorsitzende Alexander Kirchner, dass sich Grube deutlich gegen eine Aufspaltung der Bahn positioniere. Kritischer äußerte sich Claus Weselsky, Vorsitzender der nicht im Aufsichtsrat vertretenen Lokführergewerkschaft GDL. Es sei davon auszugehen, dass Grube die Bahn als "Weltkonzern" betrachten werde und weiter auf internationale Expansion setze. "Dies kann nicht im Sinne des Schienenverkehrs in Deutschland sein", erklärte Weselsky.
Während FDP-Verkehrsexperte Horst Friedrich die Entscheidung für Grube begrüßte, äußerten sich Vertreter von Grünen und Linkspartei ablehnend. "Welcher Autokonzern würde je einen Bahnmanager zum Chef machen?", sagte Winfried Hermann (Grüne) der taz. Weil Grube auch Aufsichtsratsvorsitzender bei EADS ist, bei dessen Tochterfirma Airbus am Donnerstag ebenfalls ein möglicherweise illegaler Datenabgleich bekannt wurde, erklärte Jan Korte (Die Linke), Grube wechsele "von Spitzelkonzern zu Spitzelkonzern". Mit seinem Vorschlag zeige das Verkehrsministerium "wenig Sensibilität".
Auf deutliche Kritik stieß die Ernennung Grubes beim ökologisch ausgerichteten Verkehrsclub Deutschland. "Wenn wir mehr Verkehr auf die Schiene verlagern wollen, bräuchten wir jemanden, der sich mit dem System Schiene auch auskennt", sagte der Vorsitzende Michael Gehrmann. Diese Kompetenz fehle Grube. Auch das Bündnis Bahn für alle, das sich gegen die Privatisierung der Bahn engagiert hat, kritisierte die Entscheidung. Mit der Bestimmung des Daimler- und EADS-Verantwortlichen werde erneut dafür gesorgt, dass die Konkurrenz zur Schiene bei der Bahn das Sagen hat, kritisierte Winfried Wolf.
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