Auszüge aus dem Schwarzbuch: Villa für Sielwärter?
■ Steuerzahler-Bund stößt in Bremen und Niedersachsen auf Verschwendung
Luxuriöse Dienstwohnungen, überteuerte Stellenausschreibungen und billige Ferienappartements für Landesbedienstete: Der Bund der Steuerzahler hat in seinem neuen „Schwarzbuch“ Fälle von Verschwendung öffentlicher Gelder und Fehlplanungen in den Behörden in Niedersachsen und Bremen angeprangert. Als besonders krasse Verschwendungsfälle kritisierte der Steuerzahler-Bund zwei luxuriöse Neubauten: Beim Amtsgericht in Braunschweig wurde der Kostenrahmen um rund 30 Millionen Mark überschritten, weil teuerste Innenausstattung gewählt wurde. Die Schleusen- und Sielwärter im ostfriesischen Ferienort Greetsiel bekamen jeweils 150 Quadratmeter große Einfamilienhäuser für 1,5 Millionen Mark. Die Verwaltung hatte dies damit gerechtfertigt, anders seien keine geeigneten Bewerber für den Schleusenwärterdienst zu finden.
In Bremen geriet das Zentralkrankenhaus St.-Jürgen-Straße ins Visier des Steuerzahler-Bundes. Die Klinik bezahlte aus Unachtsamkeit Rundfunkgebühren für Hörfunkgeräte in den Krankenzimmern, obwohl sie dies eigentlich gar nicht gemusst hätte. Insgesamt 135.000 Mark kostete dies den Steuerzahler allein im Jahr 1997, ähnlich hohe Summen wurden vermutlich auch in vergangenen Jahren bezahlt, stellte der Steuerzahlerbund fest, obwohl für Krankenhäuser seit 1993 eine Befreiung gilt. Das Krankenhaus hat rückwirkend ab dem 1.1.1999 einen Befreiungsantrag gestellt.
Der zweite Bremer Fall im „Schwarzbuch“: Im Zuge der Sanierung des städtischen Kanalnetzes im Bereich Parkallee-Hemmstraße waren Bietergemeinschaft und das Amt einig gewesen, dass für 123.000 Mark Schlamm abtransportiert werden muss. Tatsächlich wurden 387.000 Mark abgerechnet.
Beide Bremer „Fälle“ stammen aus dem Bericht des Rechnungshofes. In Bremen, wo der Bund der Steuerzahler kein eigenes Büro hat, erhält er keine direkten Hinweise aus der Bevölkerung. dpa/K.W.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen