Auswirkungen der Finanzkrise: Katastrophe für Entwicklungsländer
Entwicklungsministerin Wieczorek-Zeul warnt vor den Auswirkungen der Finanzkrise auf die armen Länder und stockt ihren Etat auf. Die FDP möchte ihn lieber überprüfen.
BERLIN dpa Trotz Wirtschaftskrise will die Bundesregierung an der Entwicklungshilfe auch künftig nicht sparen. Im Bundestag warnte Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) am Donnerstag vor einer neuen "humanitären Katastrophe" in der Dritten Welt. Durch die Verkoppelung von Ernährungs- und Finanzkrise müssten jetzt bereits weltweit wieder mehr als eine Milliarde Menschen hungern. Jeder Prozentpunkt weniger Wachstum treibe rund 20 Millionen Menschen zurück in die Armut.
"Es besteht die Gefahr, dass sich die Krise in einem Kontinent wie Afrika in eine humanitäre Katastrophe mit Tausenden von Hungernden und Toten entwickelt", sagte Wieczorek-Zeul in einer Regierungserklärung zum Stand der sogenannten Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen, mit denen die Zahl der Armen bis zum Jahr 2015 halbiert werden soll. Dort bezahlten die Menschen für den Kollaps der Börsen "in der harten Währung ihrer täglich bedrohten Existenz". Daher werde Deutschland bei der Entwicklungshilfe "nicht nachlassen".
Im Etat des Entwicklungsministeriums sind insgesamt Ausgaben von 5,8 Milliarden Euro eingeplant, 12 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Hinzu kommen 100 Millionen Euro aus dem zweiten Konjunkturpaket, die in einen neuen Infrastrukturfonds der Weltbank fließen sollen. Vom Ziel, die Entwicklungsausgaben bis 2010 auf 0,51 Prozent und bis 2015 auf 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen, ist Deutschland allerdings noch weit entfernt.
Während die FDP forderte, die Entwicklungshilfe insgesamt auf den Prüfstand zu stellen, verlangte die Grünen-Abgeordnete Ute Koczy, für die Entwicklungshilfe noch "viel mehr Geld in die Hände zu nehmen". Die Linke hielt Wieczorek-Zeul vor, ihre eigenen Vorhaben nicht umsetzen zu können.
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