Auswirkung der Griechenland-Krise: Commerzbank macht Miese
Die Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen belasten das Ergebnis der Commerzbank. Im dritten Quartal sind es schon mal 687 Millionen Euro Verlust.
FRANKFURT/MAIN taz | Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen in Höhe von knapp 800 Millionen Euro haben die Commerzbank im dritten Quartal ins Minus gedrückt. Nach einem Vierteljahresverlust von 687 Millionen Euro steht bereits fest, dass das Institut auch für das gesamte Geschäftsjahr 2011 rote Bilanzzahlen wird schreiben müssen.
"Wir gehen derzeit nicht davon aus, dass wir in diesem Jahr nach deutschem Bilanzrecht Gewinn schreiben werden", räumte der Finanzvorstand der zweitgrößten deutschen Privatbank, Eric Strutz, am Freitag im Rahmen einer Analystenkonferenz zur Vorstellung der Zwischenbilanz für das dritte Quartal ein.
Damit steht auch fest, dass die zum Teil verstaatlichte Commerzbank - der Bund stützte das Unternehmen auf dem Höhepunkt der Finanzkrise mit 16 Milliarden Euro - auch für dieses Jahr die Zinsen für die verbliebenen stillen Staatseinlagen in Höhe von 170 Millionen Euro nicht zahlen kann. So war das auch schon in den Jahren 2009 und 2010.
Den Staatskredit abbezahlen will die Commerzbank allerdings weiter. Die Bilanz 2011 wird dafür mit wohl 1 Milliarde Euro belastet, die für sich allein genommen das Ergebnis 2011 aber nicht unter die schwarze Null drücken wird. Vor allem die wegen der Beschlüsse der EU - Stichwort "Bankenbeteiligung" - notwendig gewordenen Abschreibungen von bislang 1,56 Milliarden Euro auf griechische Staatsanleihen in den ersten neun Monaten dieses Jahres machen alle Prognosen von Vorstandsboss Martin Blessing aus dem Vorjahr zunichte. 2011 jedenfalls sollte die Commerzbank ihren Gewinn "signifikant steigern". Für 2012 hatte Blessing gar einen Überschuss von 4 Milliarden Euro und die komplette Rückzahlung des restlichen Staatskredits in Aussicht gestellt.
Kosten werden "gedrückt"
Daraus wird nun nichts mehr werden. Krisenmanagement ist angesagt. Blessing will das Engagement der Bank auch bei Staatsanleihen etwa von Italien, Irland und Portugal "deutlich zurückfahren" und der Commerzbank- Problemtochter Eurohypo die Erschließung neuer Geschäftsfelder noch vor dem avisierten Verkauf untersagen.
Zudem sollen die Kosten weiter "gedrückt" werden, was nichts Gutes verheißt für die nach der Fusion mit der Dresdner Bank ohnehin reduzierte Belegschaft der Commerzbank. Weg soll offenbar alles, was nicht zum Kerngeschäft der Bank - Privat- und Firmenkunden - gehört.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist