piwik no script img

■ Auswirkung der FinanzkriseSpar-Marathon

Die Berliner Brunnen wurden im letzten Jahr aus Geldmangel erst im Sommer angestellt; nach dem Versiegen aller Geldquellen wird es Wasserspiele in diesem Jahr möglicherweise gar nicht mehr geben. Das kleinste Problem angesichts einer notwendigen Ausgabenreduzierung von 32 Milliarden Mark in den nächsten vier Jahren: Der Berliner Senat wird zur Sparkoalition, sämtliche Ausgaben stehen auf dem Prüfstand.

Tabuzonen kann sich die Stadt nicht mehr leisten, gespart werden muß im sozialen Bereich wie bei den Investitionen. Ein öffentliches Bauvorhaben wie die bereits begonnene Wasserstadt Oberhavel gilt bereits als abgesoffen, andere große Wohnungsbauprojekte am Stadtrand werden weit in die Zukunft geschoben. In der öffentlichen Verwaltung sollen 17.000 der 180.000 Stellen abgebaut werden. Für spätestens 1998 ist eine Erhöhung der Gewerbesteuern geplant, um jährlich 350 Millionen Mark in die leere Kasse zu bringen. Auch die HundebesitzerInnen müssen mehr Steuern zahlen. Die Gruppen in den Kindertagesstätten sollen größer werden und die Eltern jährlich elf statt zehn Monatsbeiträge zahlen. Und in den Schulen wird es größere Klassen geben, um Lehrerstellen einzusparen.

Das Berliner Tafelsilber wird verscherbelt: Der Verkauf der städtischen Elektrizitätswerke ist beschlossen und soll über eine Milliarde Mark einbringen. Schwimmbäder sollen privatisiert oder geschlossen werden, die Volkshochschulen werden ihre Preise deutlich erhöhen, und die bislang kostenlosen Stadtbibliotheken sollen zwanzig Mark Benutzergebühr im Jahr kassieren. Auch die drei Universitäten sind von den Sparmaßnahmen nicht ausgenommen: Sie sollen 15.000 Studierende „abbauen“, komplette Studiengänge einstellen und Personal reduzieren.

Möglicherweise droht dem Metropol-Theater das Aus – dort sollen angeblich jährlich 40 Millionen Mark Zuschüsse gestrichen werden. Und wenn das Brot knapp ist, braucht es auch keine Spiele mehr: Weil der Landessportbund 1996 knapp acht Millionen Mark weniger erhalten wird, ist der weltweit bekannte Berlin- Marathon gefährdet. Gerd Nowakowski

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen