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Austritte aus LinksparteiLinke zu Rentnern

Die komplette Gruppe der Linken in der Bremerhavener Stadtverordnetenversammlung ist zur Rentnerpartei "Bündnis 21" übergelaufen.

Außen rot wie Kommunistisches Manifest, innen pfui wie Mobbing? Bild: Jan Zier

BREMEN taz | Eigentlich wollte Rebecca Sarnow gar nicht viel öffentlichen Wirbel machen. Die Stadtverordnete der Linken in Bremerhaven ist aus ihrer Partei ausgetreten und am vergangenen Wochenende gleich als Beisitzerin in den Landesvorstand der Rentnerpartei „Bündnis 21“ aufgerückt. Nein, schmutzige Wäsche will sie nicht waschen, es sei einfach nicht mehr erträglich gewesen, seit Monaten nur interne Querelen in der Linkspartei. Franz Simmler, der zweite Stadtverordnete, den die Linke in Bremerhaven hatte, ist gestern gefolgt: Austritt aus der Linken, Eintritt in die Rentnerpartei.

Dort treffen die beiden auf einen alten Bekannten: Andreas Lange, Stadtverordneter in der letzten Legislaturperiode, ist schon im September ausgetreten und inzwischen stellvertretender Vorsitzender der Bremerhavener Rentnerpartei. Er sei die „Kultur des Mobbings“ leid gewesen, die bei der Linken herrscht, sagt er. Der Kreisvorstand der Linkspartei würde die Arbeit der Stadtverordneten nur torpedieren und parteiintern schlechtreden. Die Anlässe für den Knatsch sind eher klein und kommunalpolitisch, die Erhöhung der Müllgebühren fällt ihm ein. Dass dann der Landesgeschäftsführer auf einem Parteitag erklärt hat, am liebsten würde man die Bremerhavener nach Niedersachsen verkaufen, war dann nur noch das i-Tüpfelchen.

Warum ist die Rentnerpartei die Alternative? Das liegt in Bremerhaven auf der Hand: Die beiden Mandatsträger der Linken hatten sich mit der Vertreterin der Rentnerpartei und dem Piraten zu einer gemeinsamen Fraktion „RePiLi“ zusammengeschlossen, nur mit vier Abgeordneten hat man den Fraktionsstatus und entsprechende Rechte. Was anfangs wie ein Zweckbündnis ausgesehen hatte, entwickelte sich zu einem Arbeitszusammenhang – die beiden Stadtverordneten lernten, wie schön vertrauensvolle Kooperation ist. Und die Rentnerpartei, die unter Austritten und altersbedingtem Ausscheiden leidet, war offen für neue Kräfte: „Die freuen sich vor allem über Jüngere“, sagt Lange.

Programmatisch liegen die drei Gruppierungen jedenfalls in der Bremerhavener Kommunalpolitik nahe beieinander, findet auch Rebecca Sarnow. Der Austritt aus der Linkspartei, deren Wahlkampf sie 2011 organisiert hat, „tat mir weh“, sagt sie, aber nun hofft sie auf eine gute Zusammenarbeit in der neuen Partei.

Günter Matthiessen, Kreisvorstands-Sprecher der Bremerhavener Linken, bedauert natürlich die Austritte. Man habe sich über die neuen und „unverbrauchten“ Kräfte gefreut und sie gleich vorne auf die Liste gesetzt: „Wir hatten nicht so viele, die das zeitlich machen können und wollten.“ Die beiden seien eben in ihre Fraktion eingebunden gewesen, weniger in die Partei der Linken. Und dann war da ein Streit mit Franz Simmler. Thema: das Wort „Kommunismus“. Simmler habe nicht einsehen wollen, dass das Kommunistische Manifest von Karl Marx doch die Grundlage der Partei sei.

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12 Kommentare

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  • HL
    Helmut Leih

    Eines muss hier mal klargestellt werden,im Bündnis 21/RRP gibt es keine Kommunisten!.Linke gibt es im Bündnis 21/RRP aber keine Extrem Linken.Diese neue Partei ist genau dass richtige für die Mitte der Gesellschaft,für all die Bürger die eine neue Richtung etablieren wollen,aber weder rechts noch links gerichtet.Wir wollen keine Kommunisten oder Faschisten!

     

    Helmut Leih

  • HL
    Helmut Leih

    Bündnis 21 rrp ist das richtige für Mandatsträger der Partei Die Linke,mit dieser Linken kann kein Demokrat zusammen arbeiten.Ich frage mich aber ob hier eine neue Übernahme droht.

  • P2
    Patriot 280549

    Na, bitte klappt doch ,weiter sooo... dann schaffen wir 40% zu der BT-Wahl.Meine Stimme und der anderen tausenden sind uns dann sicher,aber nur wenn das Programm stimmt und wir 100% dahinter stehen und handel.Es wird unseren Rentnerinnen und Rentnern freuen endlich zu merken das unsere Stimme erhört wird.

    AHOI

  • FG
    Frida Gold

    Schaut mal auf den Blog von andreaslange.eu. So harmonisch wie sich die 3 darstellen scheints doch nicht gelaufen zu sein. Der führt ja eine regelrechte Kampagne gegen die Linke in Bremerhaven.

  • D
    deldieter

    So ist das im Leben:

    Die Politik in Berlin und in anderen Bereichen machen es doch vor: Abweichler sind immer mal vorhanden und Übertretungen zu anderen Gesinnungen ebenso.

    Es muss die Vertretung des Volkes im Hintergrund stehen und dann sollten WIR es als Bürger akzeptieren. Wie die Partei darauf reagiert spielt m.E. keine Rolle.

    WIR - als das Volk - haben gewählt und wollen so auch unsere Stimme vertreten bekommen.

  • T
    Thomas

    11.11., 11 Uhr …

    Und die Schlampigkeit hält sich.

    Gut, dass ihr da keine Lokalredak… oh.

     

    Ich denke echt, dass ist ein Service: ‚Finde die drei Sachfehler in der Ausgabe‘ ;)

  • B
    Bremer

    Die beiden sind kein Einzelfall. Seit 2008 haben dies ungefähr 180 Mandatsträger_innen gemacht, davon mehr als 50 in NRW.

     

    Bevor die Linke überhaupt zukünftig noch einmal anfängt praktisch Politik (in Parlamenten) zu machen, sollten sie

    a) zivilisierten Umgang untereinander einüben

    b)ein bischen mehr politisches Grundwissen vermitteln als nur "Gerechtigkeit geht anders".

  • B
    Bremerhavener

    Huhu,

     

    auch wenn der Rest des Artikels korrekt ist, die Verwechselung der Piraten mit Republikanern ist eine schlecht recherchierte Frechheit.

     

    Grüße.

  • K
    karl.m

    Wenn man die Kommentare von Die Linke hört und Insider wissen hat kann man nur lachen und solche menschen wollen Politik machen

  • EN
    Esra Nord

    Artikel: "Und dann war da ein Streit mit Franz Simmler. Thema: das Wort „Kommunismus“. Simmler habe nicht einsehen wollen, dass das Kommunistische Manifest von Karl Marx doch die Grundlage der Partei sei."

     

    Damit hat sich DIE LINKE - all ihren Verschleierungsversuchen zum Trotz - einmal mehr als kommunistische Partei geoutet.

  • MJ
    Michael Jarmuschewski

    Hallo Herr Wolschner,

     

    die RePiLi eine Fraktion in der Linke, Bündnis 21/RRP und ein Republikaner(!?) zusammenarbeiten??? Das konnte ich kaum glauben und siehe da, da haben Sie wohl einen Piraten in die falsche Partei gesteckt, oder?

     

    Herzliche Grüße,

    Michael Jarmuschewski

  • W
    witzig

    Es ist kaum zu ertragen wie schlampig die TAZ seit geraumer Zeit arbeitet. Da haben die Linken laut TAZ eine Fraktion zusammen mit den Republikanern....