piwik no script img

Aust plant neues Magazin"Unabhängiger als der Spiegel"

Ex-"Spiegel"-Chefredakteur Stefan Aust verrät Details über das neue Magazin, das er für die WAZ-Gruppe plant. Und die Gerüchteküche brodelt.

Auf zu neuen Ufern: Stefan Aust. Bild: dpa

BERLIN taz | London also. Stefan Aust hat sich die britische Hauptstadt ausgesucht, um erstmals spärliche Details über das neue Magazin auszuplaudern, das er für die Essener WAZ-Gruppe plant.

Besonders die vom britischen Guardian zitierte Ankündigung, der neue Titel solle "unabhängiger als der Spiegel" werden, dürften in dessen Hamburger Zentrale auf wenig Begeisterung gestoßen sein.

Der Guardian, an dem sich in Deutschland bereits die Wochenzeitung Freitag orientiert, sei dabei eines der Vorbilder für das neue Magazin, dass als Mischung zwischen Stern und Spiegel angelegt sei.

Die konkreten Pläne sollen zwar erst Anfang 2010 vorliegen, schreibt Ex-Tagesspiegel-Onlinechefin Mercedes Bunz im Guardian. Personell hat sich Aust aber schon Verstärkung geholt. So wechselt Spiegel-Politikredakteurin Caroline Schmidt zu Austs Firma Agenda Media. Dort arbeitet bereits der ehemalige Max-Chefredakteur Christian Krug, außerdem soll laut Fachdienst Turi2 auch ex-Vanity-Fair-Mann Guido Eckert dabei sein.

Die WAZ-Gruppe, die gerade den größten Personalabbau in der Konzerngeschichte über die Bühne bringt, hatte Aust im Sommer als Berater verpflichtet. Dabei werde, so der Ex-Spiegel-Chef im Juli, alles von Print bis Internet alles durchgespielt, "was denkbar ist".

Aust dementierte gegenüber Medien-Fachdiensten, er habe in London zuviel gesagt. Vielmehr habe sich Bunz "ganz schön was zusammengereimt". Man lote für die WAZ lediglich Marktchancen für verschiedene neue Zeitschriften aus.

Es wäre allerdings nicht das erte Mal, dass via London Details über anstehende Veränderungen in der deutschen Medienlandschaft bekannt würden.

2007 enthüllte der damalige Besitzer des Berliner Verlags, David Montgomery, am Rande einer Veranstaltung in der britischen Hauptstadt seine Vision für seine deutschen Zeitungen - und gab sich bass erstaunt, dass diese Informationen völlig unbeabsichtigt die Reise nach Deutschland antraten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

8 Kommentare

 / 
  • H
    Horst

    Klasse - für das Geld, was der WAZ-Konzern seinen Redakteueren und Freien zahlt, wird das sicher ein richtig hochwertiges Qualitätsprodukt werden....

  • MN
    mein Name ist Hase

    Unabhängig? Von wem? Von was?

    Ich kleines Dummerchen dachte immer wir haben hier in Deutschland nur unabhängige Medien.

    Mein Gott! Ich lag falsch! Ein Trauma!

    Wie kann es die taz nur wagen, mich so brutal in die Realität zurück zu holen.

    Oder ist das Ganze nur ein Versuch die alten Märchen des Spiegel in einem neuen Einband zu verkaufen?

    Wird wohl so sein. Also kann ich mich ja wieder beruhigen. Es bleibt ja alles beim alten.

  • G
    g.man

    Wenn er noch seinen alten Kumpel Broder mitnimmt, wertet er den SPIEGEL auf grandiose Weise auf (weil dann fehlt auf einen Schlag das meiste Schlechte)...

  • L
    Locusfocus

    Au fein! Ein "neues" Magazin, angelegt als "Mischung zwischen Stern und Spiegel" - heißt das dann vielleicht "Locus"? Oder "Klostille"? Mit ganz vielen Artikeln gegen Fielmann, Windkraft und über Pferdezucht? - Wo kann man das abbonieren? Ich freu mich ja schon so..!

  • S
    Shefmeister

    Wie kann sich ein wöchentliches Magazin denn an einer Tageszeitung orientieren ?

  • T
    Tanja

    Ach wie schön! Dann kann der Herr Aust ja in seiner eigenen Zeitung endlich unbehelligt über Ulrike Meinhof und die RAF schreiben! Vielleicht in Form eines Fortsetzungsromans.

  • R
    reblek

    "Unabhängiger als der Spiegel" Wie kann ein Blatt "unabhängig" sein, wenn Aust bestimmt, was gemacht wird?

  • P
    pekerst

    "Besonders die vom britischen Guardian zitierte Ankündigung ... dürften in dessen Hamburger Zentrale auf wenig Begeisterung gestoßen sein." Die Ankündigung dürften? Dürftig.

     

    "... das neue Magazin, dass als Mischung zwischen Stern und Spiegel angelegt sei." Magazin, dass?

     

    "Dabei werde, so der Ex-Spiegel-Chef im Juli, alles von Print bis Internet alles durchgespielt..." Dann wir wohl alles wirklich alles sein.

     

    "Vielmehr habe sich Bunz 'ganz schön was zusammengereimt." Rede geht los, endet aber nicht.