Ausstellung: Yachten Formel 1
■ Überseemuseum macht Werbung für den Werftenstandort Bremen
Der Wunsch des Kunden erschien Hans Schedla ziemlich ausgefallen. „Er wollte eine Segelyacht mit Hubschrauberlandeplatz ordern“, erzählt der Juniorchef der Werft Abeking & Rasmussen aus Lemwerder. Luxusyachten sind das Spezialgebiet des Familienbetriebs. Insgesamt sieben in Bremen gebaute Luxusyachten sind als Modelle seit gestern im Überseemuseum zu sehen. Die Werften Abeking & Rasmus-sen, Lürßen und Schweers zeigen mit den Miniaturschiffen, was sie in den letzten Jahren zusammengebaut haben. Edle holzgetäfelte Segelyachten, aber auch stromlinienförmige, futuristisch anmutende Motoryachten stehen in den Vitrinen des kleinen Austellungsraums. Der Austellungsorganisator, Hartmut Roder, hätte gerne noch weitere Modelle der „Formel 1 der Segel- und Motoryachten“zur Schau gestellt. Doch das Risiko war einfach zu hoch: Der Versicherungswert für die handvoll Nachbildungen beläuft sich auf mehr als 200.000 DM. Seine Chefin hätte ein größeres Risiko nicht tragen wollen.
Die Ausstellung ist für die Werften eine gute Gelegenheit, für ihre „Megayachten“zu werben, zu denen alle Motor- und Segelyachten mit mehr als 25 Meter Länge zählen. Auch Fiat-Boss Agnelli besaß ein Schiff aus Bremen: Die luxuriöse „Extra Beat“, ehemals ein Statussymbol des italienischen Autozaren, ist als Modell im zweiten Stock des Museums zu sehen. Neben den drei Werften ist auch das Konstruktionsbüro judel/vroliyk & co. mit Bauplänen einiger Schiffe vertreten.
In der breiten Öffentlichkeit herrscht die Meinung vor, daß nach der Schließung der AG Weser, und spätestens als im vergangenen Jahr auch der Bremer Vulkan die Tore schließen mußte, der Schiffbau der Hansestadt dem Untergang geweiht sei. Austellungsorganisator Dr. Hartmut Roder möchte der Öffentlichkeit zeigen, daß es neben dem bankrotten Großschiffbau aber auch noch einen anderen Schiffbauzweig im Bremer Umkreis gibt. Denn die Produktion der Megayachten läuft in den drei Werften, die an der Austellung beteiligt sind, recht gut. Zwar gab es auch in der Luxusyachtbranche in den letzten drei Jahren einen Einbruch, doch noch leiden die 280 Beschäftigten von Abeking & Rasmussen nicht unter Arbeitsmangel: Eine Segelyacht und zwei Motoryachten warten auf ihre Fertigstellung. Neben diesen Auftragsarbeiten fallen immer wieder Reparaturen an Schiffen der Marine und der Wasserschutzpolizei an, so daß der Betrieb auf einen Jahresumsatz von 70 bis 100 Millionen DM kommt.
Der Hubschrauberlandeplatz war übrigens einer der wenigen Wünsche, die Schaedla ablehnen mußte – der Mast war einfach im Weg. Bleibt dem Werftvertreter die Hoffnung, daß die technische Entwicklung in der nächsten Zeit voranschreitet, und derartige Sonderwünsche in den Bereich des Möglichen rücken.
Kai Moorschlatt
„Megayachten von der Weser. Von Bremen in die Welt“im Überseemuseum bis zum 15. Mai
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