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Ausnahmezustand in Moldawien verhängt

Kischinew (ap) — In der früheren Sowjetrepublik Moldawien gilt seit Samstag abend der Ausnahmezustand. Gegen die nach Unabhängigkeit strebende Region Trans- Dnjestr, kündigte Präsident Mircea Snegur an, werde hart durchgegriffen. Snegur befahl „die Entwaffnung und Zerschlagung“ der separatistischen Milizen. Führer dieser hauptsächlich von Russen und Ukrainern bewohnten Region riefen im Gegenzug einen eigenen Ausnahmezustand aus und kündigten die Mobilisierung der Bevölkerung an. Berichte, wonach sich zwei moldauische Militärkolonnen mit jeweils 1.500 bis 2.000 Mann der strategisch wichtigen Stadt Dubossary näherten, ließen eine Eskalation der Gewalt befürchten.

'Itar-Tass‘ meldete, auch der Stadt Benbery nähere sich ein Konvoi in gleicher Stärke. Angesichts der explosiven Situation habe der Oberste Rat der selbsternannten Dnjestr-Republik an den russischen Präsidenten Boris Jelzin und das Parlament in Moskau appelliert, mit allen Mitteln ein Massaker zu verhindern. Die Verhängung des Ausnahmezustandes über ganz Moldawien sei der Versuch, eine Diktatur in der Region Trans-Dnjestr zu errichten.

Unbestätigten Berichten zufolge soll es in verschiedenen Gebieten und auch in der Nähe der Stadt Dubossary zu bewaffneten Zusammenstößen gekommen sein. Im vergangenen Monat waren bei Kämpfen in der Region mindestens 40 Menschen getötet worden. Trans-Dnjestr wird von rund 600.000 Russen und Ukrainer sowie 200.000 rumänischen Moldawiern bewohnt und gehörte vor dem Zweiten Weltkrieg zur Ukraine. Eine Mehrheit der Region Trans-Dnjestr hatte sich in einer Volksabstimmung für eine Unabhängigkeit von Moldawien ausgesprochen. Im Dezember hatte sich das Gebiet zur eigenständigen Republik erklärt, da ein Anschluß Moldawiens an Rumänien befürchtet wird.

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