: Ausbruch statt Aufbruch
■ HSV-Mitglieder für neue Satzung, nur Ex-Präsident Krohn ist dagegen sehr
Zumindest das Wahlergebnis stimmte. Mit 91,2 Prozent votierten die HSV-Mitglieder am Montag abend für die neue Satzung, die als Kernstück die Schaffung eines zwölfköpfigen Aufsichtsrats vorsieht. Ansonsten verlief die außerordentliche Mitgliederversammlung des Hamburger Sportvereins im Curio-Haus ganz und gar nicht so, wie es sich die Clique um Uwe Seeler vorgestellt hatte.
Viele Plätze waren leer geblieben: Nur 365 der mehr als 5 000 Mitglieder wollten über die vom DFB geforderte und von Vize-Präsident Volker Lange vorgebetete „Modernisierung des Wirtschaftsunternehmens“ HSV mitentscheiden. Von Aufbruchstimmung wie noch bei Seelers Inthronisation wenige Monate zuvor war keine Spur. Statt „Uwe Uwe“-Sprechchören hallten die mahnenden Worte des ehemaligen Präsidenten, Dr. Peter Krohn, durch den Saal.
„Mir enthält die neue Struktur zu wenig Mitwirkungsmöglichkeiten der Mitglieder“, wetterte Krohn, von 1973 bis 1977 oberster HSVler und Generalmanager. Der 64jährige bemängelte in der Debatte, daß zukünftig nicht mehr die Mitglieder den Präsidenten direkt wählen würden, sondern der Aufsichtsrat. Schlimmer sei jedoch zuvor die Drohung der amtierenden Führungscrew gewesen, bei Nicht-Erreichen der notwendigen Drei-Viertel-Mehrheit zurückzutreten: „Dies ist keine Basis, um in eine Aussprache zu gehen“, protestierte Krohn, zog zehn Änderungsanträge zurück und erklärte seinen Austritt aus dem Verein. „Über diese Polemik bin ich entsetzt“, schnaubte Seeler puterrot zurück. Krohns Auftritt blieb ohne große Wirkung: Nur 13 Mitglieder stimmten gegen eine Satzungsänderung, 19 enthielten sich.
Nach diesem eindeutigen Votum werden erstmals auf der Jahreshauptversammlung im Herbst neun der zwölf Aufsichtsräte für drei Jahre durch die Mitglieder gewählt. Den Vorsitz soll Udo Bandow übernehmen, der Präsident der Hanseatischen Wertpapierbörse.
Clemens Gerlach
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen