Ausbau erneuerbarer Energien: Deutschland vor dem Windradboom

Eine Umfrage über geplante Projekte zeigt: Die Ziele der Bundesregierung zum Ausbau erneuerbarer Energien bis 2020 können weit übertroffen werden.

Energieziele ausgebaut: Ab 2020 wird mehr als die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen. Bild: dpa

Die Bundesländer treiben die Energiewende voran. Von Kiel bis Stuttgart haben die Landesregierungen ihre Ausbauziele für Ökoenergien so stark hochgeschraubt, dass bis zum Jahr 2020 mehr als die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Quellen fließen könnte.

Sonne, Wind und andere regenerative Energien könnten in neun Jahren 52 bis 58 Prozent des Stromverbrauchs decken. Das hat die Deutsche Energie-Agentur (Dena) aus aktuellen Prognosen der Länder errechnet. Die Zahlen liegen der taz vor. Der Ökostromanteil würde sich gegenüber heute verdreifachen, bisher plant die Bundesregierung für 2020 nur mit 35 Prozent.

Ein neuer Boom steht vor allem der Windenergie an Land bevor. Die Länder sehen ein Potenzial mit einer Leistung von 68,5 Gigawatt, heute sind es 27. Das wäre fast doppelt so viel, wie Gutachter noch zur Jahreswende für das Umweltministerium prognostiziert haben. Die Länder haben zudem versprochen, rechtliche Hürden für noch mehr und noch höhere Windräder auszuräumen. Schleswig-Holstein möchte 50 Prozent mehr Flächen für Windparks ausweisen als bisher, in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sollen leistungsfähigere Windräder die älteren ersetzen.

Drastische Konsequenzen könnte der Windradboom im Norden haben. Niedersachsen und Schleswig-Holstein wollen laut Dena fast so viele Windräder an Land bauen wie vor den Küsten.

Netzausbau wird nötig

Mit den neuen Offshore-Parks in Nord- und Ostsee hatten Energie-Agentur und Netzbetreiber aber im vergangenen Jahr ihre umstrittene Prognose für den Ausbau des Stromnetzes begründet. Bis 2020 seien 1.700 bis 3.600 Kilometer neue Stromtrassen nötig, um den Wind aus den Offshore-Parks zur Großindustrie in Süddeutschland zu transportieren, lautete das Fazit der sogenannten Dena-Netzstudie II.

Dena-Chef Stephan Kohler deutete darum schon vor Wochen im Umweltausschuss des Bundestages einen Bedarf an noch mehr Leitungstrassen an. Schon die neuen Windräder an Land machten den Netzausbau nötig, den die Dena für die Offshore-Parks errechnet habe, sagte Kohler vor den Politikern. Dass mehr Windräder auch die Notwendigkeit von mehr Stromleitungen nach sich ziehen, halten Experten für zu einfach gedacht. "Wenn die Länder neue Flächen ausweisen, heißt das noch nicht, dass auch überall neue Windparks gebaut werden", sagt Sven Bode vom Beratungsunternehmen Arrhenius.

Windparks auf See lieferten etwa doppelt so viel Strom wie jene auf Land, erläutert eine Sprecherin der Bundesnetzagentur in Bonn. Wegen Widerständen gegen neue Windräder in der Bevölkerung müsse ausgelotet werden, wo neue Windparks gebaut werden können: "Erst danach kann man den Bedarf an neuen Stromnetzen ableiten."

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