■ Aus polnischer Sicht: Ausgerechnet Bananen
Die letzte Oase für DDR-Nostalgiker befindet sich derzeit in der unabhängigen Slowakei, und man hat gute Gründe zu hoffen, daß das noch lange so bleibt: Denn die slowakische Regierung hat sich entschieden, Privatisierung und Wirtschaftsreformen noch viel vorsichtiger und langsamer angehen zu lassen, als es die Regierung der Föderation gewagt hätte.
Kein Abenteuerurlaub im Knast oder auf einer Kannibaleninsel kann sich mit den Attraktionen eines Hohe-Tatra- Aufenthaltes in Strbske Pleso messen. Die einzigartige Mischung aus fettigem rohkostfreiem Essen – vor dem es keine Flucht gibt, weil die Läden kein Obst oder Gemüse anbieten –, aus Warteschlangen vor den Restauranttischen und den wenigen Skiliften und aus feindlichen Gesichtern der Miturlauber und des Hotelpersonals erinnert so sehr an die „beste Sowjetunion der Welt“, daß die ehemaligen DDR-Bürger in Scharen zur Erholung von den Strapazen des menschenfeindlichen Kapitalismus aus dem Neufünfland anreisen.
Das einzige, was stört, ist die kristallklare Luft und die herrliche Landschaft. Ansonsten sind die Voraussetzungen, sich hier wie in der alten Heimat zu fühlen, optimal: Kaum ein Ausländer stört die gemütliche Atmosphäre, und die slowakische Bedienung spricht sächsisch. Ein paar Privatinitiativen allerdings lassen sich nicht unterdrücken: Eine Kellnerin, die am Frühstücksbüfett einen Tisch mit Kaffeekannen überwacht und dessen offenbar überdrüssig ist, hat einen Zettel auf ihrem Tisch liegen, mit folgendem Angebot (in deutscher Sprache): „Ich rauche Bananen, 100 DM pro Nacht.“ Piotr Olszowka
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen