Aus in der Europa League: Stuttgart deprimiert
Erstmals gewinnt Benfica Lissabon in Deutschland, weil den Stuttgartern einfach nichts richtig gelingen will. In dieser Form ist das Team von Trainer Labbadia reif für den Abstieg.

STUTTGART dpa | Schwach, schwächer, Stuttgart: Nach einer weitgehend indiskutablen Leistung ist der VfB gegen Benfica Lissabon in der Zwischenrunde der Europa League ausgeschieden. Der portugiesische Rekordmeister bezwang den völlig verunsicherten Tabellen-Vorletzten der Fußball-Bundesliga am Donnerstag hochverdient 2:0 (1:0) und feierte beim 19. Gastspiel in Deutschland den ersten Sieg. Schon das Hinspiel vor einer Woche hatte Benfica 2:1 gewonnen.
Auch eine siebenminütige Nachspielzeit brachte nicht mehr die Wende. Die Treffer für die Gäste erzielten Eduardo Salvio (30. Minute) und Oscar Cardozo (78.) per traumhaften Freistoß. Es war die vierte Pflichtspiel-Niederlage nacheinander für den VfB, dessen Spieler sich gegen Ende in Frustfouls ergingen. Mittelfeldspieler Zdravko Kuzmanovic sah deswegen in der allerletzten Spielminute (90.+7) noch die Rote Karte.
Die Schwaben hatten zudem Pech, dass Torhüter Marc Ziegler, der bis dahin mit Abstand beste VfB-Profi, bei seinem Saison-Debüt mit dem Verdacht auf eine Gehirnerschütterung verletzt ausscheiden musste.
Für Trainer Bruno Labbadia war die Pleite ein weiterer Tiefschlag im Hinblick auf den Abstiegskampf in der Bundesliga und das richtungsweisende Spiel bei Eintracht Frankfurt am Sonntag. "Eins ist klar: Da wollen wir gewinnen, das ist in unserer Situation ganz wichtig", sagte Sportdirektor Fredi Bobic.
Ergebnis: 0:2 (0:1)
VfB Stuttgart: Ziegler (52. Ulreich) - Boulahrouz (61. Gebhart), Niedermeier, Delpierre, Molinaro - Träsch, Kuzmanovic - Harnik, Hajnal (78. Elson), Okazaki - Schipplock
Benfica Lissabon: Roberto - Maxi Pereira, Luisão, Sidnei, Coentrão - Salvio, Aimar (73. Carlos Martins), Airton, Gaitán - Jara (90.+2 Alan Kardec), Cardozo (88. Felipe Menezes)
Schiedsrichter: Dean (England)
Zuschauer: 25.800
Tore: 0:1 Salvio (30.), 0:2 Cardozo (78.)
Gelbe Karten: Delpierre, Gebhart, Molinaro, Okazaki / Carlos Martins, Sidnei
Rote Karten: Kuzmanovic (90.+7/grobes Foulspiel) / -
Beste Spieler: Ziegler / Gaitán, Cardozo, Luisão
Ebenso schmerzlich wie der K.o. auf der europäischen Bühne war aber das verletzungsbedingte Aus für Ziegler in der 52. Minute. Nach einem Zusammenprall mit Benfica-Mittelfeldspieler Nicolas Gaitan musste der 34-Jährige benommen vom Platz getragen werden.
Der erst für dieses Spiel zur neuen Nummer eins aufgestiegene Keeper riskierte nach einer missglückten Abwehr Kopf und Kragen beim Rauslaufen und prallte mit seinem Kopf gegen das Knie des Argentiniers. Ziegler musste mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gefahren werden, war nach Aussage von Bobic aber ansprechbar.
Der am Dienstagabend von Labbadia zur Nummer zwei degradierte Sven Ulreich kam unverhofft zu seinem "Comeback" und zeigte ebenfalls eine tadellose Leistung.
Dabei wollte Labbadia mit dem Torwarttausch von Jungspund Ulreich zu Routinier Ziegler einerseits der anfälligen Defensive mehr Stabilität verleihen, andererseits aber auch ein Zeichen gegen die Krise setzen. Bis zu seinem bitteren Aus rechtfertigte Ziegler seine Nominierung mit starken Paraden gegen Nicolas Gaitan (7.) und Fabio Coentrao (18.), war beim Distanzschuss von Salvio aber machtlos.
Obwohl den Stuttgartern die große Verunsicherung ob des 17. Tabellenplatzes in der Bundesliga und der zuletzt teilweise herben Pleiten deutlich anzumerken war, kamen auch sie zu Chancen. Der japanische Zugang Shinji Okazaki (15.), Georg Niedermeier (17.) und Hinspiel-Torschütze Harnik (22.) scheiterten am Gäste-Keeper Roberto.
Gegen Mitte der zweiten Halbzeit kam Okazaki noch zweimal zu sehr guten Chancen: In der 72. Minute schoss er aber knapp vorbei und sein Kopfball drei Minuten später würde von Roberto exzellent pariert.
Mitten in dieser kleinen Drangperiode schwand dann die letzte Hoffnung auf eine Verlängerung. Cardozo zirkelte einen Freistoß an den rechten Innenpfosten, von wo der Ball hinter dem Torwart die Linie entlang knapp hinter dem linken Pfosten ins Netz prallte. Keeper Ulreich war machtlos.
Als das Spiel dann verloren war (Stuttgart hätte vier Tore machen müssen), machte der VfB nur noch durch Fouls auf sich aufmerksam. Erst kassierte Gebhart für sein Nachhaken am Spielfeldrand Gelb, bevor dann Kuzmanovic nach einem total überflüssigen Einsteigen gegen Carlos Martins vom Platz musste.
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