piwik no script img

Aus dem VereinslebenVöllig losgelöst

■ Auferstehungsfeier in Pankow und bombiges Familienfest in Tempelhof

Da war sie auferstanden, die DDR. Am Rande von Pankow, in der Schönholzer Heide, auf einem Territorium, nicht größer als ein Sportplatz. Es wehten Thälmann-Fahnen und PDS- Luftballons. Es gab Rührkuchen für eine Mark und Erbsensuppe aus der Kanone für zweifuffzig. Im Sonderangebot (neunzehnachtzig) waren Markus Wolfs eintöpfische Ergüsse zu haben, „Geheimnisse der russischen Küche“. Die Brillenputztücher mit Schriftzug PDS wurden gratis verteilt. Olle Oertel, der Massenbewegungs-Reporter aus DDR-Fernsehzeiten, wurde wiederbelebt, er zitierte Kästner: „Der Mai ist der Mozart des Kalenders.“ Es trat dann auf der Gysi Gregor, in Jeans und An- und Verkauf- Jackett, „Gysi for Kanzler“ skandierten die Leut, und er, der Gregor, wünschte dem Noch-Bundeskohl Gesundheit, Wohlergehen und einen wohlverdienten Ruhestand – so schnell wie möglich. Die Territoriums-Mauer wurde gebildet von FDJ- und DKP-Ständen, an einem hing ein Plakat „Freiheit für Funktionsträger der DDR, Freiheit für Keßler, Baumgarten und Albrecht“, auf einem anderen wurde die einfache Rechnung aufgemacht „Krank plus Kohl gleich arm“.

Ja, so schön war es am Samstag beim PDS-Früh-Links-Fest. Und Anni Hein, die Dame im fortgeschrittenen Alter, die den Antifaschismus mit der Muttermilch aufgesogen hat, sagt: „Das Schöne ist, unter seinesgleichen feiern zu können.“ Mit sozialistischen Grüßen...

* * *

Wenn der Vater mit dem Sohne ausgeht, dann nicht, um auf einem Wasserbett zu hopsen. Das war verboten beim Tempelhofer Flughafen-Fest. Die Hüpfburg war ganz hinten, versteckt neben „Malen und Basteln mit der Polizei“ – und ist viel zu klein. Die Kurzen standen Schlange, während Muttern schon mal Würstchen besorgte. Schlangen gab es einige: vor der Bundeswehr-Trans-All, vor dem Flugsimulator und vor dem Cockpit des Rosinenbombers – die Attraktionen neben den Wasserbetten im Hangar 4-2. Pardon, es gab natürlich auch noch eine Bühne mit alten Schlagerstars wie Im-Wagen-vor-mir-Henry- Valentino und knallrotes- Gummiboot-Wenke-Myhre. Durch die Show führten zwei ModeratorInnen von Oma- Funk Spreeradio, und das „zu laut“, wie der kleine Jonas meint. Unter den Wolken, Euer B. Richter

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen