: Aus SED mach CDU in der Kulturpolitik
Berlin (taz/dpa) - Die Berliner CDU hat in einem Schreiben an DDR-Kulturminister Herbert Schirmer (CDU) demonstriert, wie sie die neuen politischen Verhältnisse zum Ämterfilz nutzen will. Sie fordert den Kulturmninister in diesem Brief auf, alle PDS-Mitglieder und ehemalige, jetzt parteilose SED -Mitglieder aus den Spitzenfunktionen im Kulturbereich „mit sofortiger Wirkung zu entfernen“. Die auf diese Weise freiwerdenden Stellen sollen, dafür müßte Schirmer sorgen, mit geeigneten CDU-Mitgliedern besetzt werden, fordern die christdemokratischen Blockflöten aus Berlin. Doch Schrimer distanzierte sich gegenüber 'adn‘ und bezeichnete das Schreiben seiner Parteifreunde als „bedrückend und beschämend“.
Unterzeichnet ist der vom 26. Juni datierte Brief von dem Theologen Hans-Joachim Beeskow, dem Vorsitzenden einer Arbeitsgruppe Kultur im CDU-Landesverband Berlin. Er enthält bereits Vorschläge für die Übernahme verschiedener Spitzenfunktionen. Beeskow dachte in erster Linie an sich selbst und schlägt seine Person für „die Generaldirektion im Museum für Deutsche Geschichte“ vor, „das ich dann zu einem Museum für Deutsche Kirchengeschichte umprofilieren würde“.
Beeskow wirft dem CDU-Kulturminister vor, das „immense Fachpotential“ in der CDU-Arbeitsgruppe bisher in keiner Weise genutzt zu haben. Er beklagte: „Bislang ist es leider noch so, daß auch in den kulturell-künstlerischen Einrichtungen Mitglieder der PDS das Sagen haben.“ Sie ließen „bewußt oder unbewußt wegen mangelnder Fachkompetenz Kunst und Kultur weiter den Bach runterlaufen“. Falls eine sofortige Entlassung nicht möglich sei, müßten die in kulturellen Einrichtungen tätigen, christdemokratischen Blockflöten-Anhänger „den Schutz unserer Partei“ erfahren. Beeskow empört sich zudem darüber, daß CDUler in nicht ausreichendem Umfang Zugang zu kalten Buffets hätten: „Haben wir mit großem Bedauern, aber auch mit Befremden feststellen müssen, daß nur sehr wenige Mitglieder unserer Partei zu Ihrer Antrittsrede eingeladen worden sind.“
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