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■ Augenzeugin:„Niemand schrie“

Ausnahmsweise brauchten wir am 6. August nicht zum Morgenappell anzutreten. So war es ein gemütlicher Morgen mit klarem Himmel, und ohne den Appell waren wir um acht Uhr gerade fertig mit dem Frühstück. Nach langer Zeit bekam unsere 5. Gruppe mal wieder Unterricht. Wir saßen am Tisch, Jacke und Säbel abgelegt. Unser Lehrer war Hauptwachmann Iwai. (...) Er sah in das geöffnete Gesetzbuch auf dem Tisch. In dem Moment wurde er unterbrochen von einem intensiven blau- violetten Licht, einem Licht wie beim Elektroschweißen. Er hob den Kopf, ein fragender Blick. (...) Das Blitzlicht dauerte vielleicht eine halbe Sekunde. Lehrer Iwai wurde nach links unten, wir nach rechts oben geschleudert. Ein lautloser Moment. Da stürzte das Gebäude über uns zusammen. (...) Von allen Seiten wurde ich gestoßen und geschlagen. Die Dachziegel, die mir auf den Kopf fielen, waren heiß wie Feuerbälle. Es wurde so dunkel, daß man höchstens 30 Zentimeter weit sehen konnte. Alle waren verschüttet, niemand schrie. (...)

Die 18jährige Yoshiaki Hiragawa war am 6.8.45 Polizeischülerin in Hiroshima. Aus: „Hiroshima – Gedichte und Aktualität der atomaren Bedrohung“. Wiesbaden 1995.

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