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Aufruhr nach Wahlen in MosambikOppositionspolitiker in ihrem Auto erschossen

In Mosambik wirft die Opposition der Regierung Wahlmanipulation vor. Nach der Ermordung zweier ihrer Politiker brechen Unruhen in der Hauptstadt aus.

Anhänger des unabhängigen Kandidaten Venâncio Mondlane bei einer Wahlkampfveranstaltung vor den Wahlen in Mosambik Foto: Carlos Uqueio/AP/dpa

Maputo taz | Die Ermordung zweier prominenter Oppositionspolitiker stürzt Mosambik nach den Wahlen vom 9. Oktober in die Krise. Am Montag ging die Polizei in der Hauptstadt mit Tränengas gegen Demonstranten vor, nachdem die Opposition zu einem Generalstreik und Protesten aufgerufen hatte und diese verboten wurden.

Elvino Dias und Paulo Guambe wurden in der Nacht zum Samstag in ihrem Auto in Maputo erschossen. Andere Fahrzeuge blockierten ihren Weg, zwei Bewaffnete eröffneten das Feuer.

Die beiden Politiker gehören zur neuen Oppositionspartei Podemos (Optimistische Partei für Mosambiks Entwicklung, oder auch: Wir können), die nach ersten inoffiziellen Wahlergebnissen einen Überraschungserfolg bei den Wahlen am 9. Oktober erzielt hat: Sie könnte die bisherige Hauptoppositionskraft Renamo (Mosambikanischer Nationaler Widerstand) als größte Oppositionspartei abgelöst haben.

Denn Podemos unterstützt den Präsidentschaftskandidaten Venancio Mondlane, der nach den vorläufigen Zahlen den zweiten Platz errungen hat.

Oppositionsvorwürfe des Wahlbetrugs

Mondlane wirft der ehemaligen Befreiungsbewegung Frelimo (Mosambikanische Befreiungsfront), die Mosambik seit der Unabhängigkeit von Portugal 1975 regiert, Wahlbetrug zugunsten ihres eigenen Präsidentschaftskandidaten Daniel Chapo vor. Auch Renamo, das wohl auf den dritten Platz abgerutscht ist, spricht von Wahlbetrug.

Guambe ist ein Parteivertreter von Podemos, Dias der Rechtsanwalt der Partei. Er war nach Parteiangeben im Begriff, einen Einspruch gegen mutmaßlichen Wahlbetrug vorzubereiten. Dieser sollte dem Verfassungsgericht zugehen, sobald die mosambikanische Wahlkommission am Mittwoch die vorläufigen Wahlergebnisse verkündet.

Der Doppelmord hat Mosambik unter Schock gesetzt und Angst vor einer schweren Krise genährt. Mondlane macht die Sicherheitskräfte des Landes dafür verantwortlich. Schon zuvor hatte er für Montag zum Generalstreik aufgerufen.

Polizei und Regierung weisen Verantwortung zurück

Lionel Muchina, Sprecher der Polizei von Maputo, sagte vor Journalisten, die beiden Toten seien einem „Ehestreit“ zum Opfer gefallen. Die Polizei rief alle Bürger dazu auf, sich am Generalstreik nicht zu beteiligen und sich von Protesten fernzuhalten.

Die Regierungspartei hat den Doppelmord verurteilt. „Frelimo weist diesen makabren Akt vehement zurück und fordert alle Autoritäten dazu auf, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um diesen Fall aufzuklären“, erklärte sie.

Der politische Analyst Aliraza Bandali nennt den Doppelmord „eine tragische und alarmierende Entwicklung, die Mosambik weiter zu destabilisieren droht“. Nun komme es darauf an, dass die Wahlergebnisverkündung transparent und friedlich verläuft.

Zwischen 1977 und 1992 starben in Mosambik eine Million Menschen im Bürgerkrieg zwischen Frelimo und Renamo, der auf den Unabhängigkeitskrieg der Frelimo gegen Portugal folgte. Die Befriedung des Landes seitdem wird seit einigen Jahren durch islamistische Rebellen im Norden des Landes gestört.

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