piwik no script img

Aufruf der Jüdischen Gemeinde„Nacht der Jugend“ am 10. November

■ Für eine neuartige Gedenkveranstaltung zur „Reichskristallnacht“ öffnet in diesem Jahr das Bremer Rathaus die Pforten

Die jüdische Gemeinde unterstützt die Nacht der Jugend, die unter dem Motto „Erinnern für eine menschenwürdige Gegenwart und Zukunft“ aus Anlaß des 60. Jahrestages der sogenannten „Reichskristallnacht“ im Rathaus stattfinden wird. Das ganze Rathaus wird geöffnet sein für verschiedene Theater-Vorführungen, insbesondere von Schülergruppen, für ein Begegnungs- und ein Internet-Cafe, für Gesprächsrunden auch mit zwei Bremern, die den 9. November 1938 in Bremen erlebt haben. Es gibt am späten Nachmittag ein wahrlich interkulturelles Musikprogramm: Die „Bösen Mädchen“ spielen, die beiden Mutlus, die Bethlehem-Bridge, die Klezgoyim. Ab 21 Uhr wird Wolf Biermann auf der Bühne stehen und Jichak Katzenelsons „Großen Gesang vom ausgerotteten jüdischen Volk“ vortragen. Ich selbst war von Beginn an bei der Vorbereitung für diese Gedenknacht beteiligt und bin auch im veröffentlichten Programm als Mitwirkende genannt, ebenso wie unser Rabbiner. Deswegen möchte ich hier den Eindruck zurückweisen, der entstanden sein mag durch Verkürzungen und unglückliche Kompilationen in dem Interview in der taz vom 7.11.98. Natürlich ist uns wie allen Beteiligten klar – und darüber wurde viel und konstruktiv diskutiert – daß wir etwas Neues wagen, das auch Risiken enthält. Wir gehen dieses Risiko ein, um vor allem Jugendliche, die zukünftigen Gestalter unserer Gesellschaft, dazu zu bewegen, sich mit den Jahrzehnten mörderischer Geschichte Bremens und Deutschlands auseinanderzusetzen. Ich freue mich sehr über die Initiative des Bürgermeisters Dr. Henning Scherf, der dazu einlädt und dafür das Rathaus öffnet. Ich hoffe, daß viele Bremerinnen und Bremer, vor allem die Jugend, an der Gedenknacht teilnehmen, um mit uns zu erinnern und nachzudenken über eine menschliche Gegenwart und Zukunft.

Elvira Noa, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Bremen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen