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■ Aufregung im Südsee-Idyll TongaEin Königreich für eine Ölfontäne

Tonga (taz) – Öl! Öl! Öl! Es sprudelt. Es schießt in die Höhe. Eine gigantische Fontäne. „Zehn Meter hoch“, sagt der Augenzeuge. Niemand Geringeres als der voluminöse König von Tonga, seine Leiblichkeit Taufa 'ahau Tupou IV., hat sie direkt vor seinem Palastlein gesehen, aus den Fluten des pazifischen Ozeans emporkommend – Reichtum verheißend, alle Armut des kleinen Südsee- Idylls wegpustend, alle jüngsten Demokratiebestrebungen gegen Tupous gütige Alleinherrschaft erstickend. Öl! König sieht Ölquelle. So vermelden es dieser Tage selbst seriöse Quellen wie die Nachrichtenagentur AFP.

Der Dreieinhalbzentnermonarch Tupou (74) versichert seit Beginn seiner Regentschaft vor einem Vierteljahrhundert, wie sicher er sei, daß sein Korallenreich auf einer dicken fetten Ölblase plaziert ist. Alle haben stets den Kopf geschüttelt – deutsche Kritiker würden sagen, das sei so, als behaupte Kohl, die ganze ostdeutsche Scholle sei ein einziges verborgenes Goldnugget. Versuchsbohrungen in Tonga brachten stets nichts als kristallklares Salzwasser. Jetzt aber jubiliert Tupou: „Als es passierte, war ich ganz in der Nähe, die Fontäne schoß 30 Fuß hoch durch das Korallenriff, und nachher war das Wasser überall gelblich braun.“ Da macht es gar nichts, daß außer ihm selbst niemand den großen Moment miterlebt hat. Auch nicht, daß neuseeländische Zeitungskarikaturisten Seine nachbarliche Dickleibigkeit als König in neuen (öligen) Kleidern zeichneten. Nein, das südseelige Blaublut war erst Prophet, jetzt, in der Blüte seines königlichen Schaffens, ist er der Entdecker des schwarzen Goldes. Taufa 'ahau Tupou, der Vierte(lvorzwölfte), König von Tonga-Lummerland, wird einmal als J.R. unter den Adligen dieser Welt in die Geschichtsbücher eingehen, auch wenn es heute noch keiner glauben mag, außer: Bernd Müllender

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