piwik no script img

Archiv-Artikel

Auf die Schulen kommt es an

SPD diskutiert kommunalpolitische Strategie für den Umgang mit dem demographischen Wandel. Gutes Bildungs- und Wohnungsangebot soll Familien für Hamburg werben und gleichzeitig die Entstehung von Problemstadtteilen verhindern

Von Gernot Knödler

Die SPD in Gestalt der Sozialdemokratischen Gesellschaft für Kommunalpolitik (SGK) hat sich am Sonnabend in die kommunalpolitischen Niederungen des Themas „Wachsende Stadt“ begeben. Abseits der Leuchtturm-Projekte des Senats (Elb-Philharmonie, Hafencity-U-Bahn) diskutierten die Sozis und ihre Gäste, wie der demographische Wandel bewältigt werden könnte. Die entscheidende Rolle wurde dabei deutschsprachigen Mittelschichtsfamilien zugewiesen. Diese sollen verhindern, dass Quartiere in der Großstadt abstürzen: durch ihr Geld, ihre soziale Kompetenz und ihre kulturelle Prägefähigkeit.

Für die Bestandsaufnahme hatte sich die SGK Ulrich Hatzfeld vom Ministerium für Städtebau in Nordrhein-Westfalen (NRW) eingeladen, der darauf hinwies, dass sich das Problem brachfallender Stadtteile nicht auf Ostdeutschland beschränke. Auch im Westen werde es zu Schieflagen zwischen prosperierenden und schrumpfenden Regionen und Stadtteilen kommen. „Auch wir haben nur wachsende Städte“, vermerkte er mit Blick auf das Leitbild Wachsende Stadt.

Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Jan Quast stellte besorgt fest, dass der Stadtumbau dazu geführt habe, dass sich bestimmte Bevölkerungssegmente in bestimmten Vierteln konzentrierten: Junge, Alte, Familien, Singles, Migranten. Quast: „Die Stadtteile sind immer mehr nur für bestimmte Lebenslagen da.“ Als wichtigsten Trend machte er den Wegzug junger Familien ins Umland aus, eine Entwicklung die noch immer nicht gestoppt sei (siehe Kasten).

Der Stadtplaner Dieter Polkowski riet, sich auf ein Schrumpfen der Bevölkerung einzustellen. Hamburg könne seine Einwohnerzahl nur durch Zuwanderung halten. Wegen der niedrigen Geburtenrate in Deutschland (1,3) setzten Senat und Bund auf eine Zuwanderung aus dem Ausland. „Wie soll sich das mischen?“, fragte Polkowski.

Die Deutschen würden älter, ärmer und hätten weniger Kinder. Folglich werde sich die Segregation zwischen Quartieren verstärken. Dem könne allenfalls auf dem Niveau ganzer Stadtteile entgegengearbeitet werden, nicht in winzigen Quartieren, zumal der Senat aus Geldmangel nicht umhin können werde, die Infrastruktur auszudünnen.

Bei vielen Rednern bestand Einigkeit, dass den Schulen eine zentrale Rolle in den Stadtteilen zukomme. Ein gutes Angebot an Wohnungen und eine Ganztagesbetreuung der Kinder sei nötig, um in der „beinharten Konkurrenz mit dem Umland“ zu bestehen, sagte die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Britta Ernst. Dabei sei die Qualität des Bildungsangebots für die Kinder entscheidend. Nur damit ließen sich Mittelschichtsfamilien in schwierigen Quartieren halten.

Als einer von mehreren Rednern kritisierte Martin Brinkmann von der Steg das unkoordinierte Handeln unterschiedlicher Behörden. Es sei unverständlich, dass Schulen in Stadtteilen geschlossen würden, in denen der Senat das Familienwohnen fördere. Quast und seine Fraktionskollegen habe einige solcher Beispiele in einem Antrag für die Bürgerschaft zur Weiterentwicklung der Sozialen Stadtteilentwicklung genannt. Darin wird der Senat aufgefordert, die Gebiete, in denen die Förderung ausläuft, weiterzubetreuen, um das bisher Erreichte nicht zunichte zu machen.