piwik no script img

Auf dem Schleudersitz bei Treuhand

■ Hoesch-Boß Detlev Rohwedder wird Chef der größten Holding der Welt, der Treuhandanstalt der DDR

DDR-Manager

Detlev Rohwedder übernimmt nun doch die Rolle des „gehörnten Siegfrieds“. In der kommenden Woche soll der bisherige Verwaltungsratsvorsitzende der Ostberliner Treuhandanstalt zu ihrem Präsidenten gewählt werden, wie Rohwedder auf der gestrigen Pressekonferenz bekanntgab. Und ein „sagenhaft“ dickes Fell wird er brauchen für seine Aufgabe, die 8.000 DDR-Betriebe entweder zu veräußern oder zu schließen.

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Reiner Maria Gohlke will der Hanseat nicht „die Kohlen schippen und die Kessel heizen“, sondern als „Kapitän“ das morsche Schiff auf den rechten Kurs bringen. Seine Aufgabe sehe er darin „Raster, Systeme und Strukturen“ zu schaffen, die eine zügige Beschlußfassung innerhalb der Treuhand möglich machten. Rohwedder will so schnell wie möglich kompetentes Fachpersonal engagieren. Der Bereich „Privatisierung“ soll in mehrere Beschlußabteilungen aufgegliedert werden, um somit vom Prinzip der „Einzelfallerörterung“ abzukommen. Nach den Vorstellungen Rohwedders sollen Banken und Unternehmen eigene Manager dafür freistellen, „zum Nulltarif“. Auch die Industrie- und Handelskammern fordert der ehemalige Hoesch-Sanierer dazu auf, „Patenschaften“ mit den Außenstellen der Treuhand einzugehen. Als weitere Sofortmaßnahme soll ein „bürgernahes Info-Zentrum“ eingerichtet werden, an das sich der Friseur aus Cottbus und der Maler aus Chemnitz rund um die Uhr wenden können.

Das alles geht nicht ohne funktionierende Telefonanlage. Deswegen, so versprach Rohwedder gestern, wird auf dem ehemaligen „Haus der Elektrotechnik“ eine Parabolantenne zu sehen sein, damit die Treuhandanstalt für die Interessenten aus Ost und West leichter erreichbar ist, per Satellitentelefon.

clw

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen