■ Auf dem Dienstweg versickert: Magdeburger Protokolle
11.05.94, 18.28 Uhr: Erstes Telefongespräch zwischen Mitarbeitern von Verfassungsschutz (VS) und Lagezentrum Innenministerium (MI). Auszug:
VS: Morgen soll es am Till- Eulenspiegel-Brunnen zu einer Auseinandersetzung kommen zwischen Rechten und Linken. 20 Skins/Hooligans.
MI: So, das ist der Sachstand. Ich habe dazu den diensttuenden LIZ des LKA, Herrn Näther, verständigt. Also der richtet da auch schon was ein, bezüglich MEK und sowas.
Zweites Gespräch vom 11.05., 18.48 Uhr. Auszug:
VS: Es wäre wohl angebracht, von Ihrer Seite aus da vielleicht verstärkt hinzuschauen. Davon auszugehen, daß eben auch aus dem autonomen Zentrum der Uhlandstraße 8 dort Autonome mit aufkreuzen werden. Autonome und Skinheads.
Drittes Gespräch vom 11.05., 20.22 Uhr, zwischen MI und Polizeidirektion (PD):
MI: Guten Abend, zum Sachverhalt morgiger Tag, seitens des LKA werden keine Maßnahmen eingeleitet. Also bleibt das alles euch überlassen, was dort gemacht wird. Es sei denn, ein Verantwortlicher bei euch beurteilt das jetzt gänzlich anders.
PD: Die ganzen Erkenntnisse kommen vom VS?
MI: Aber die konnten das nicht verdichten.
PD: Also, wo der das alles herweiß, also, da kriegen wir nichts weiter.
MI: Nein, das glaube ich nicht.
PD: Ja gut, müssen wir mit leben.
MI: Ja, das stimmt.
PD: Alles klar.
MI: Gut.
PD: Ja, danke.
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