Auf Du und Du mit der Kontogebühr: Steigerung von Giro
■ Die Bremer Sparkasse bietet neue Girokonto-Pakete mit US-Partnern an
Was ist die Steigerung von Giro? Giroer, am girosten? Wenn es nach der Bremer Sparkasse geht, ist der Komparativ bald Girex. Der Superlativ wäre im Sparkassen-Newspeak Girex Plus. Und dann gäbe es da noch den Monster-Superlativ: Girex Premium. Das sind die neuen Produkte, mit der die Sparkasse künftig der Billig-Konkurrenz Paroli bieten will. Während immer mehr Banken kostenlose Girokonten anbieten, setzen die Bremer auf das Gegenteil.
„Mehr für's Geld“ heißt der Slogan, bei dem das Geldinstitut vergisst zu erwähnen, dass es auch mehr Geld ist. Für höhere Kontoführungsgebühren erhält der Kunde bis zu 38 zusätzliche Leistungen – so genannte „add ons“, die teilweise branchenfremd sind. In der Grundversion für 13,69 Mark monatlich sind das vor allem eine kostenlose ec-Karte, Online-Banking, eine Notfall-Hotline, sowie spezielle Tarife für Reisen und Bremer Freizeitangebote: So gibt es Ermäßigungen bei Sportanlagen und öffentlichen Verkehrsmitteln oder günstige Karten für Kino und das Musical Jekyll & Hyde, wo den Sparkassenkunden exklusive Autogramme winken. Die Plus-Version bietet für 19,54 Mark im Monat zusätzliche Leistungen vor allem für reiselustige Kunden, die von Zeit zu Zeit über ihre Verhältnisse leben: Der Dispozinssatz ist ermäßigt; Kreditkarten ebenso inbegriffen wie ein Ersatzservice für Karten und Flugtickets, Gepäckfundservice sowie Sonderkonditionen für Mietwagen und Hotels im Ausland. Wer größere Summen auf einem Konto deponiert, kann sich mit Girex-Premium bald das Sparkonto sparen: Dann gibt es auf jede Mark vom ersten Tag an 1,5 Prozent Zinsen. Dazu kommen Geldanlage-Infos, weitere Versicherungen und eine längere Garantie auf Haushaltsgeräte.
Das Angebot hat die Sparkasse gemeinsam mit dem US-Konzern CENDANT entwickelt, der in Europa 12 Millionen Kunden betreut und auch schon mit der Hamburger Sparkasse kooperiert. Vorher haben Marktforscher herausgefunden, dass die Kunden eigentlich gar kein kos-tenloses Girokonto wollen. „Zu wenig transparent“ seien solche Angebote, so Sebastian Steffens von CENDANT. Denn natürlich müssten die Banken ihr kostenloses Giroangebot anderweitig refinanzieren. Die Kunden wollten lieber genau wissen wo sie wofür zur Kasse gebeten werden, so Steffens. Auch Sparkassen-Vizechef Herbert Wienecke ist sich sicher: „Was nichts kos-tet, gilt auch nichts.“ Trotzdem wandern in der Branche heutzutage rund 20 Prozent der Girokunden ab. Auch wenn die Bremer Sparkasse davon noch nicht betroffen ist, will sie dem Trend präventiv begegnen. Am liebs-ten hätte Wienecke noch umfangreichere Pakete geschnürt, aber das Wettbewerbsrecht setzt in Deutschland enge Grenzen. Deshalb enthalten die Ausbaustufen auch starke internationale Komponenten: Jenseits der Bundesgrenze gelten nämlich keine Beschränkungen.
Ob die neuen Angebote den ermittelten Kundenwunsch nach Transparenz bedienen, wird sich erst zeigen müssen: Die bisherigen Tarife für private Girokonten bleiben bestehen. Damit gibt es künftig fünf verschiedene Tarife – da kann der Sparkassen-Kunde schon mal den Überblick verlieren. not
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