Auf Du und Du mit der Innovation: Aha-Effekte
■ Bremer Innovations-Agentur will Mittel-stand und Forschung zusammenbringen
Ganz Bremen ist dem ökonomischen Niedergang geweiht. Ganz Bremen? Nein, seit zwei Jahren stemmen sich in der Faulenstraße zwölf Aufrechte der „Bremer Innovations-Agentur“(BIA) gegen den Trend und versuchen, neue Ideen und kreative Unternehmen in der Stadt zu unterstützen. Gestern hat die landeseigene Gesellschaft ihr Programm vorgestellt.
Seit zwei Jahren mühen sich die BIA-MitarbeiterInnen, den Bremer Mittelstand mit der Bremer Forschung bekanntzumachen – und umgekehrt. Zum Beispiel so: Im letzten Jahr hat die BIA eine ganze Reihe von Bremer und Bremerhavener Firmen angeschrieben, ob sie Interesse an Informationen über Bremer und Bonner Innovations-Förderprogramme und an der Vermittlung von Kontakten zu den Bremer Hochschulen hätten. Mit Erfolg. In Bremen schickten 70, in Bremerhaven 40 Unternehmen ihre RepräsentantInnen zu zwei Informationsveranstaltungen. Kein Wunder, meint BIA-Geschäftsführer Heinrich Kerlen: „Die Förderlandschaft ist von den Unternehmen nicht zu überschauen.“Effekt: Nur zehn Prozent der Innovations-Fördergelder landen beim Mittelstand. Mehr als die Hälfte der Betriebe waren so interessiert, daß BIA-MitarbeiterInnen hernach zu Besuch kamen, um vor Ort über die Lösung technischer Probleme zu reden und Kontakte zu Uni- oder Hochschul-Instituten zu vermittelten.
Insgesamt 544 Unternehmen haben in den letzten Jahren mit BIA-MitarbeiterInnen konferiert. In 59 Fällen sind die Gespräche in Projekte gemündet. Eine komplett neue Erfahrung für viele Unternehmer, die nach den Aussagen der BIA-MitarbeiterInnen vielfach noch gar nicht realisiert haben, daß in Bremen anwendungsorientierte Forschungsinstitute existieren. Und bei den Instituten stellt sich der umgekehrte Aha-Effekt ein. Auch da wird die BIA aktiv. Zum Beispiel beim Institut für Aerospace. Da wurde ein Mini-Mondauto entwickelt. Nun hilft die BIA bei der Suche nach Unternehmen, die das Autochen in Lizenz baut und vermarktet.
Dabei hilft die BIA vom ersten bis zum letzten Schritt. Von der ersten Idee über die Suche nach KooperationspartnerInnen, ein Gutachten über die Projektidee, damit überhaupt Fördermittel vom Wirtschaftssenator oder aus Bonn fließen können, bis hin zur Projektabwicklung – der Service soll in einer Hand bleiben, offenbar ganz im Gegensatz zu früheren Zeiten, als Innovationswütige ins Behördengestrüpp geschickt wurden. Kerlen: „Die Leute sollen nicht mehr von Pontius zu Pilatus rennen müssen.“Ganz besonders wichtig für ansiedelungswillige Betriebe. J.G.
Weitere Infos: BIA, Faulenstraße 23, 28195 Bremen,
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen